Der Dom zu Speier Ich kenn' ein altes Gotteshaus An einem schönen Fluß. Da löschen alle Lampen aus, Da hört die Jungfrau keinen Gruß, Der Schiffer, der vorüberzieht Und seufzend nach den Trümmern sieht, Erzählt von ferner Tage Feier – Das ist der hohe Dom zu Speier. Ich kenn' ein altes Kaisergrab, Ein tiefes festes Haus, Da stieg ein Heldenchor hinab, Zu ruh'n von langer Arbeit aus. Die Kaisergräber sind entweiht, Die Kaisergräber sind entweiht, Erbrochen wurden diese Grüfte, Die Asche flog in alle Lüfte. Der lang einst unbegraben lag, Hat wieder keine Gruft, Der Heinrich, welcher manchen Tag Ein Pilgrim stand in Winterluft; Philipp und Albrecht sind vom Schwert So schmerzlich nicht, als hier versehrt. O Rudolph, der das Reich errettet, Wie schimpflich wurde dir gebettet. Die lagen hier und manches Herz, Das lang geseufzt nach Ruh'; O Leichenspott, o Leichenschmerz, Wer rächet dich? Wann endest du? Wer war es, der die Gräber brach, Und hier die Gottesläst'rung sprach? Laut werd' es aller Welt verkündigt: Die Welschen haben so gesündigt! O Deutschland, reiches Vaterland, Ein Grab für deine Herrn! Nur Stein und Erde, wenig Sand! In deutscher Erde ruh'n sie gern. Dann grabe du dem Leichenstein Ein Heldenwort, ein deutsches, ein: Die Schmach der Gräber ist gerochen, Und Babels Mauern sind gebrochen. O Bischofsthum, o Gotteshaus, Zu zeugen am Gericht, Steht immerfort in Schutt und Graus – Wir bau'n euch fürder nicht. Doch unsern Kaisern wird ein Mal Erheben sich im Sonnenstrahl: Man soll das ganze Reich der Freien Zum Denkmal deutscher Helden weihen.