Allerheiligenfest An Karoline Stilling. 1815. Träumt' ich ewig doch den Traum, Der mir diese Nacht erschienen, Säh' ich offen stets den Raum, Wo die Himmelsmaien grünen! Garten, der hier blüht, Bächlein, die entspringen, Wunderbares Lied, Das ich hörte klingen. Blumen, roth und weiß und blau, Hatten diese Flur umzogen Und die allerreinste Frau Saß auf einem Sternenbogen; Englein schwebten da Gleich wie Blütenflocken; Läuten fern und nah Wie von hellen Glocken! Priester, Mönch und Ritterheld Gingen traulich auf und nieder; In den Büschen, auf dem Feld Saßen Frauen hin und wieder; Kindlein fromm und mild Sah ich Blumen pflücken, Bald ein Kreuzesbild, Bald ihr Haar zu schmücken. Jeder trug ein weißes Kleid; Viele doch mit rothen Kränzen Schienen vor den Andern weit In dem reinsten Licht zu glänzen. Wie des Abends Glut, Leuchtend als wie Kerzen, Dunkelroth wie Blut War die Blum' am Herzen. Einer, welchen ich gefragt, Aus der Schaar der Schönen, Frommen, Hat mir treu Bericht gesagt, Wo sie Alle hergekommen. Aus der Trübsal Noth, Aus der Glut und Aschen Ward so weiß und roth Ihr Gewand gewaschen. Plötzlich scholl ein heller Klang Lockend aus den grünen Zweigen, Und die ganze Schaar verschlang Sich in einen frohen Reigen. Ach es war ein Tanz, Wie sich Sterne drehen, Solch ein heller Glanz, Solch ein lindes Wehen! Aber nun der Herr erschien, Der Geliebte, Schönste, Eine, Lagen All' auf ihren Knie'n, Eine betende Gemeine. Alle sah er an, Grüßt' sie Schwestern, Brüder, Segnend schwand er dann Aus den Blicken wieder. O der übergroßen Freud', Welche nicht ist auszusagen, O der Zier und Herrlichkeit, Welche Gottes Heil'ge tragen! Aller Heil'gen Tag, Welchen Gott gegeben, Daß er laben mag, Uns im längsten leben! Himmelan die Augen klar, Himmelan das Herz gehoben, Daß wir mit der Heil'gen Schaar Unsern Hirt und Meister loben! Schwester, gib die Hand, Denn auf gleichen Wegen Ziehn wir einem Land, Einem Heil entgegen!