Der Fünfundsechziger In luftiger Trinkkemenaten – Den Ort gesteht man nicht ein – Da prüften drei späte Nomaden Den edelsten pfälzischen Wein. Aus rötlichen Römern erblinkte Des Rieslings feinperlendes Gold, Des Höhensaums Rebgeländ' winkte Im Mondschein den Trinkenden hold. Der erste, ein weitum gereister Philologus, spitzte den Mund: » Das kochten uns Erdfeuergeister Mit Äther und Sonne im Bund. Drum flutet's und glutet im Becher Geistfunkelnd, sanftrhythmisch und voll, Als sängen homerische Zecher Ein jonisches Kneiplied in Moll.« Der zweite, ein trockener Kenner Und Deuter des römischen Rechts: »Proficiat«, sprach er, »ihr Männer, Wir läppern allhiero nichts Schlechts. Wer schaut nicht, wenn bacchisches Donum So goldklar im Kelchglase scheint, Das Justum, Aequum et Bonum In diesem Römer vereint?« Der dritte, der putzte die Lichter, Die mächtig heruntergebrannt, Und sprach: »Zwar bin ich kein Dichter Und kunstlos und schlicht von Verstand; Doch nähert sich solch einem Schoppen Mein Herz ... dann überwallt's ... 's is halt e verflucht feiner Troppen, Ich segne die Hügel der Pfalz!« Derweilen ging draus auf dem Damme Spießtragend ein vierter vorbei, Der blies eine wundersame Gewaltige Melodei: »Ihr Herren, und lasset Euch sagen, Die Stadtgemeinde braucht Schlaf, Die Glocke hat eilf Uhr geschlagen, Wer jetzt nicht zu Bett geht, zahlt Straf'.«