29. Die Kirche in Fredelsloh. Ein Ritter hatte die Braut eines anderen Ritters verführt. Dieser wollte sich dafür rächen, verheerte also die Besitzungen des Verführers und verwüstete den ganzen Solling auf das fürchterlichste; selbst eine Kirche brannte er nieder. Zur Strafe dafür ward ihm von der Geistlichkeit auferlegt, eine Kirche, ganz wie ein Mensch gestaltet, zu erbauen. Der Ritter berief von allen Orten her die Baumeister, um ihm eine solche Kirche zu bauen, aber keiner von allen wuste ihm einen Grundriß zu der Kirche zu liefern. Wie nun der Ritter wegen dieses Kirchenbaues in der grösten Noth war und sich durchaus nicht zu helfen wuste, fiel bei heiterem Himmel am ersten Pfingsttage an der Stelle, wo jetzt die Fredelsloher Kirche steht, ein Schnee vom Himmel, gerade wie ein Mensch gestaltet, aber von der Größe einer Kirche. Nur diese eine Stelle war mit Schnee bedeckt, ringsum war keine Spur von Schnee zu sehen. Der gefallene Schnee hatte den Kopf, den Leib und die beiden Arme eines Menschen deutlich vorgezeichnet, und somit war dem Ritter der Grundriß der Kirche unverkennbar gegeben. Nun säumte er auch nicht länger und baute an dieser Stelle die Fredelsloher Kirche, die genau wie ein Mensch gestaltet ist. Nachdem er dann die Kirche gebaut hatte, ging er in ein Kloster und wurde Mönch.