2. In Hohnstedt war früher ein kleiner adelicher Hof, der vor längeren Jahren verkauft ist. Auf diesem Hofe diente einst eine Magd, die hatte, – wie es denn in der Gegend überall Sitte ist, daß die Knechte und die Mägde Lein gesäet bekommen – hinter der Dene ihren Lein gesäet bekommen. Der Herr war aber so schlimm, daß er an den Werkeltagen seinen Mägden die Zeit nicht gönnte eine Stunde an ihrem Flachse zu arbeiten; das musten sie des Sonntags nebenbei verrichten. Als nun der Flachs so weit war, daß er gejätet werden muste, sprach das Mädchen: mein Herr gönnt mir an den Werkeltagen die Zeit nicht, daß ich meinen Flachs ausjäte, so will ich nur am Sonntage hingehn und ihn ausjäten, so ist er fertig; ist es dann Sünde, so hat es mein Herr zu verantworten. Als es nun wieder Sonntag geworden war, ging das Mädchen Morgens ganz früh hin und fing an zu jäten. Als es nun bald damit fertig war, kommt ein furchtbares Gewitter. Es fängt an zu blitzen, zu donnern und zu regnen, als wenn die Erde vergehn sollte. Da spricht das Mädchen: donnere und regne du nur zu; ich gehe doch nicht eher von hier weg, als bis ich fertig bin, und sollte ich zu einem Steine werden. Kaum aber hat sie diese Worte ausgesprochen, so kommt ein Blitz und ein Schlag und verwandelt das Mädchen in einen Stein, der an derselben Stelle stehen geblieben ist und den Namen Kuhstein erhalten hat. An dem Steine ist eine Frauengestalt abgebildet gewesen, und wenn einer mit einer stumpfen Barte oder mit einem stumpfen Beile hineingehauen hat, so soll er geblutet haben. Das haben die Alten oft erzählt.