Die Schwäne Die ihr vor mir, schöne Schwäne, Auf der Wogen Flut euch wiegt, Silbern schimmert eu'r Gefieder, Doch in eurer Brust der Lieder Süßer Quell, den der Hellene Oft gepriesen, ist versiegt. Einst am Strome des Kayster, Wo die Sonne heller tagt Und der göttlichen Geschwister Tempel zwischen Myrten ragt, Lieblich tönten eure Stimmen Zu der Musen Saitenspiel, Wenn des Frührots erstes Glimmen Durch die Cedernwipfel fiel. Hin mit Steigen und mit Schwellen Glitt eu'r Hymnus auf den Wellen, Sel'ge Lieblinge Apolls! Horch! und an den Flußgestaden Ringsum von der Oreaden Lippen wie Gebethauch quoll's, Und die Luft begann zu strahlen; Hallend that sich auf das Thor, Und auf goldenen Sandalen Trat der schöne Gott hervor! Nun verbannt, ihr Südbewohner, Unter unser Wolkengrau, Fern dem Lande der Joner Und dem sel'gen Himmelsblau, Ach! verlort ihr selbst die schöne Mitgift der Natur, die Töne! Um eu'r Teuerstes betrogen, Wie so still ihr auf den Wogen, Lautlos eure Kreise zieht! Bei dem feuchten Nebelschauer Ringt, zu lindern eure Trauer, Sich aus eurer Brust kein Lied. Selig ist, wem des Gesanges Trost ein milder Gott verlieh! Ob ihm Weh das Herz zerwühle, Ob es juble – der Gefühle Jedes wird ihm süßen Klanges Auf dem Mund zur Melodie. Aber wehe, wenn das schnöde Schicksal ihm sein Bestes raubt! In des Daseins Winteröde Steht er mit gebeugtem Haupt; Und die Freude, die wie stummer Gram an seiner Seele nagt, Gäb' er gerne für den Kummer, Den er sonst im Lied geklagt!