An eine Alpenrose Heil dir, du Bewohnerin sonniger Höhn, Umrauscht von Quellen und Glockengetön, Von himmlischem Blau verklärt! Du Kind der Felsenspitzen, Wo hoch mit Wirbelwind und Blitzen Der Adler seine Jungen nährt! Du Liebling von allen! Mit sorgender Huld Von den Lüften geweckt und in Schlummer gelullt! Von der Sonne, die dich gezeugt, Mit ihrer reinsten Flamme Und von dem Frührot, deiner Amme, Mit silberklarem Tau gesäugt! Dir summt, wenn die Nacht in die Thäler entflieht, Die Biene das erste Morgenlied; Es schüttelt der Wind den fröhlichen Traum Aus Blättern dir und Stielen Und bringt dir muntere Gespielen, Die Wölkchen mit dem ros'gen Saum. Dich grüßet die Sonne mit letztem Strahl, Und wenn schon unten auf Hügel und Thal Die Dämmerung wallt wie ein Meer, Erblühen rings im Kreise Die Gletscher mit dem ew'gen Eise Wie Schwesterrosen um dich her. Und hüllt, wenn der letzte der Strahlen verglimmt, Die Nacht, wie sie höher und höher klimmt, Auch dich in den schattigen Flor, Dann hauchst du von den Firnen Dein volles Herz zu den Gestirnen In die Unendlichkeit empor.