Ewige Jugend Schön war's, als aus dem Morgenrot Mein Leben anhub aufzustrahlen Und mir die Lust in vollen Schalen Die reichsten ihrer Spenden bot; Doch nicht die Jugend, schnell verweht Und bleichend mit den braunen Haaren, Ich preise die, die nie vergeht Und schöner aufblüht mit den Jahren. Das Götterbild, das immerdar Ich feierte mit Hymnensange, Sie schütz es, daß es ewig prange Auf meines Herzens Weihaltar, Und meine Leier stimme sie, Daß alles Herrliche und Schöne In voller sel'ger Harmonie, Aus ihren Saiten wiedertöne! Sie trage aufwärts meinen Geist, Auf daß er hoch und höher ringe, So wie in Jugendkraft die Schwinge Den alten Aar nach oben reißt; Er schwebe, himmelsluftgewiegt, Indes, vom Lichtglanz ungeblendet, Er auf die Welt, die unten liegt, Die Sonnenblicke niedersendet. Häuft dann des Alters Wintertag Den letzten Schnee auf meine Locken: Nicht schrecken mich die weißen Flocken; Ich weiß, ein neuer Lenz folgt nach; Und heller noch, als da ich jung, Wie Abendrot der Alpen Firne, Umleuchte mir Begeisterung, Wenn sie zum Grab sich neigt, die Stirne. Gedrückt hat so der Genius Dem einundachtzigjähr'gen Greise, Dem hehren Sophokles , noch leise Auf Stirn und Mund den Weihekuß; Und, während er im Morgenlicht Sein Opfer bracht' am Musenherde, Noch auf den Lippen ein Gedicht, Ward er entrückt von dieser Erde.