Ode Ein jeder suche, was ihn glücklich macht, Den Reichtum der und der den edlern Schacht, Dem er des Wissens Erz entringe; Ich wähle mir dein lichtes Flügelpaar, Begeistrung, daß ich aufwärts wie der Aar, Der sonnentrunkene, mich schwinge, Den Becher ich, der mit dem Rebenblut, Dem geistverklärten durch die Sommerglut, Randvoll an meiner Lippe schäume, Und ich das Saitenspiel, das, wie der Wald Dem leisen Windeshauche, wiederhallt Beim Atemzuge meiner Träume. Komm, Göttliche, die schon das Kind beglückt Und auf die Lippen ihm den Kuß gedrückt, Der es zu hohen Dingen weihte; Die meiner Jugend Dämmrung dann erhellt Und um den Pfad mir eine Wunderwelt Von Träumen und Gesichten reihte! Der Quell bist du, dem alles Sein entfließt; Ein Tropfen deiner Flut nur, und es sprießt Der Winter auf in Frühlingsprangen; Das Seelenlose selbst im öden Raum Erhebt sich atmend aus dem dumpfen Traum Der Körperwelt, die es befangen. Glücklich der Staubgeborne, den du liebst, Du Einz'ge, die du Licht und Leben giebst Vom Kelch, um den die Bienen summen, Bis zu der Mark des letzten Sonnenballs, Wo in der Nacht des abgrundtiefen Alls Die Töne, graunerfüllt, verstummen. Wer einmal nur geruht in deinem Arm, Stets sehnt er sich vom lauten Menschenschwarm In deine heil'ge Stille wieder, Und, sanft bewegt von deinem Atemzug, Trägt hoch und höher ihn im Himmelsflug Der Dichtung göttliches Gefieder. Aufs Auge hast du Sehkraft ihm getaut, Daß ungeblendet er zur Sonne schaut Und sicher in des Abgrunds Tiefen; Was künftig ist, erschließt dein Zauberstab Vor seinem Blick und weckt ihm aus dem Grab Geschlechter, welche lang entschliefen. Ja, alle stehn sie um ihn her im Chor, Sie alle müssen ihm von dem Zuvor Und von dem künft'gen Einst erzählen; Er preßt sie an sein Herz in Liebesglut, Sie tränken ihn mit ihrer Lebensflut Und strömen in ihn ihre Seelen. Wie junge Sonnen an dem Schöpfungsherd, Wo fort und fort das große Werden gärt, Sich in der Flammenglut entzünden Und bis zum fernsten Raum mit Sturmesmacht Begeistert taumeln, um der alten Nacht Des Lichtes Herrlichkeit zu künden; So seine Lieder. Ihre Bahn entlang, Die große, rollen sie mit Donnergang Im Schwung der flatternden Kometen, Doch lächeln wieder milde dann und hold, Den Sternen gleich, die durch des Abends Gold Zuerst, als Friedensboten, treten. Bei ihrem Schein furchtlos durch Grab und Tod Schreitet er hin zum großen Morgenrot; Die Zeit legt ihre Sichel nieder; Fernab versinkt der Erde Lust und Leid, Und in der wandellosen Ewigkeit Jauchzt die befreite Seele wieder.