Mitternacht Tiefmitternacht; müd' ist durchs Laubgeschling Der letzte Hänfling in sein Nest geflogen; Schlaftrunken hängt der nächt'ge Schmetterling Am Kelche der Viole festgesogen. Und die Natur, in Schweigen tief versenkt, Scheint auf ihr dunkles Selbst sich zu besinnen; Die Quelle, draus sie alles Leben tränkt, Hörst du aus den verborgnen Klüften rinnen. O Nacht, zu deinem Heiligsten das Thor, Wohin kein Blick noch fiel der frechen Sterne, Ist hier; doch drang je Einer weiter vor, Hinab zu deinem allgeheimen Kerne? Wie manches Mal schon, daß ich dich beschwur: Noch tiefer laß das Dunkel um mich nachten! Den großen Schatz des Lebens, der Natur, Ich weiß, birgst du in deinen düstern Schachten. Und dichter, dichter um mich quoll und brach Die Finsternis aus nie erschöpften Bronnen; Ich ahnte, aufgeschlossen vor mir lag Dein Heiligtum voll unbekannter Wonnen. Stumm, atemlos starrt' ich, wie festgebannt, Noch in den wundervollen Abgrund nieder – Da ward's im Osten hell, und alles schwand Allmählich in das laute Tagslicht wieder.