Gebet des Künstlers Neidvollen Blickes Empor zu euch schau' ich, Ihr hohen Unsterblichen, Die ihr auf Himmelsgipfeln, Einsiedler des Ruhms, Im ewigen Lichte wohnt, Und von den strahlenden Scheiteln Geschlechter auf Geschlechter der Menschen Mit eurer Werke Glanz erleuchtet! Weh dem Armen hier unten, Dem, gleich euch zu den heiligen Höhen zu klimmen, In die Seele der Trieb gepflanzt ist, Aber zu schwach die Kraft! Ewig ihm vor dem Geiste schwebt Die himmlische Schönheit, Die er in Formen bannen möchte! Doch nicht der Prometheusfunke Glimmt in der Brust ihm, Daß er das marmorentstiegene Bild Mit Schöpferglut beseele. In jeder Frühe Schwanken Schrittes eilt er zur Werkstatt, Und im Hoffen und Zweifeln und Zagen Zittert sein Herz, Während die Hand den Meißel führt; Aber starr bleibt der Stein; Statt daß er des Göttervaters Antlitz In olympischer Hoheit Ihm entsteigen sähe, Blicken verzerrte Züge Wie zum Hohn ihm entgegen. Da sinkt ihm ermattet die Hand; Und seufzend all derer gedenkt er, Die, wie er, gestrebt und gerungen – Und ruhmlos ins Grab gesunken. Ueber sich hin die Scharen Der Erlesenen sieht er ziehen, Der Göttersöhne, Die, von des Genius Flügeln getragen, Zu den sonnigen Gipfeln eilen; Aber um ihn hoch und höher Schwillt der Strom Des niederen Erdentreibens Und will hinweg ihn reißen von dem Altar, An dem er fruchtlos geopfert. O blickt mild auf ihn herab, ihr Unsterblichen! Gießt Mut und Kraft ihm ins Herz, Daß er ausharre im heiligen Amte! Einen Strahl eures Geistes Sendet hernieder zu ihm Und laßt, ob auch spät, Ein Werk, nur eines , ihm gelingen, Das ein Denkmal auf Erden ihm sei, Auf daß er nicht gleich den andern Kindern des Staubes In den Wirbeln des Lebens Spurlos verschwinde, Und dessen, was er war, nicht alles Das gierige Grab verschlinge!