Der längste Tag Tag der Sommersonnenwende, Schönster in der Brüder Schar, Seines Segens reichste Spende Häuft durch dich auf uns das Jahr. Alle deine goldnen Stunden Zu genießen voll und ganz, Früh dem Schlummer schon entwunden Hab' ich mich beim Sternenglanz. Sah die Dämmernebel brechen, Als sein Thor der Ost erschloß, Und dein Licht in Flammenbächen Auf die Erde niederfloß; Sah, wie sie in durst'gen Zügen Schlürfte von dem reinen Trank, Bis in seligem Genügen Sie in Mittagsträume sank. Hoch mit dir am Himmelsbogen Ist auf deiner lichten Bahn Meine Seele hingezogen Ueber Berg und Ocean. Und in sich, bis tief, tiefinnen Sie gesättigt war von Glut, Ließ in vollem Strom sie rinnen Deiner Strahlen heil'ge Flut. Noch im Sinken lange, lange Leuchtetest du, goldner Tag; Lang noch nach dem Untergange Glühe mir im Herzen nach!