In der Nacht Sanft hat der Tag die strahlenhellen Sehmüden Augen zugethan; Zur Ruhe sammelt seine Wellen Der laute Lebensocean, Und von dem Wechsel der Gestalten, Der unten ewig wogt und kreist, Schaut wieder zu der Nacht, der alten Geliebten Freundin, auf dein Geist. Still blickt sie mit vertieftem Sinnen, Die Mutter, die vor allem war, Auf dich herab, und Schauer rinnen Durch deine Seele wunderbar; Dir ist, als ob die teuren Züge Du sähest, die dich angelacht, Als deine Kindheit in der Wiege Aus ihrem ersten Schlaf erwacht. Ein groß Geheimnis, ahnst du, trage Die Göttliche in ihrem Schoß; Du spähst danach in banger Frage – Umsonst, sie schweigt und lächelt bloß; Doch wie ihr Blick unwiderstehlich, Dich bannend, auf dich niederschaut, Fühlst du, wie über dich allmählich Ein inniges Genügen taut. Die Frage stirbt auf deinem Munde, Und jeder Zweifel wird Gebet; Du fühlst, wie aus dem Weltabgrunde Ein Odem dir entgegenweht: Nicht wähnst du ferner dich verstoßen, Nicht heimatlos, und frei von Harm Kehrst zu dem Tagewerk, dem großen, Zurück du aus des Schlummers Arm.