5. Erloschen ist der Stern von Jemen, Zerstört die Welt, die er beschien; Nichts blieb zurück als bleiche Schemen, Die nächtlich um die Trümmer ziehn. Vergebens, daß ihr nach dem Volke, Vor dem die Erde bebte, fragt; Wie nach dem Sturm die letzte Wolke Verlassen durch den Himmel jagt, So, wo im scheitelrechten Brande Der Sonne alles Leben dorrt, Irrt es in Maghribs weh'ndem Sande Unstet dahin von Ort zu Ort. Blickt hin, wo zitternd die Gazellen Den Schakal fliehn, der heiser bellt! Heiß schlägt die Wüste ihre Wellen, Im Hauch des Samums klappt das Zelt; Gekauert auf die dürre Erde, Gebräunt der Nacken und der Arm, Liegt – um ihn her die magre Herde – Halbnackt der Beduinenschwarm. Nichts nennt er sein als das Gestrüppe Des kahlen Bodens, das ihn nährt, Für seine Schafe eine Krippe, Den Stein für seinen Feuerherd. Oed' ist der Geist den Wüstenkindern, So wie die Erde um sie her; Es hat, um ihre Pein zu lindern, Ihr Auge keine Thränen mehr. Einmal im Jahr nur, wenn die Horden Am Abend vor den Zelten stehn Und über sich zum fernen Norden Die Kranichheere fliegen sehn: Dann quillt von ihren Lippen leise Ein Seufzer, ihre Thräne rinnt, Der Jüngling sinkt ans Herz dem Greise, Die Mutter hebt empor das Kind; Und schwermutvoll in stillem Harme Sehn sie dem flieh'nden Zuge nach; Zum Himmel breiten sie die Arme, Von Mund zu Munde fliegt ein Ach! »Grüßt, Vögel,« – rufen sie – »die schöne Granada, unsrer Väter Glück! Nach ihr, der Mutter, schaun die Söhne Mit sehnsuchtvollem Blick zurück. O einmal nur, den wir besessen, Den teuren Boden wiedersehn, Ihn küssen und mit Thränen nässen – Dann möchten wir zu Grabe gehn. Zum Eintritt ladet noch die Schwelle Des Hauses, das uns einst gehört; Im Hofe rauscht die alte Quelle; Das Feuer knistert noch am Herd. Die Schlüssel zu der Eltern Thüren Bewahren wir mit treuer Hand; Wer aber wird zurück uns führen? Wer kennt uns noch im Vaterland? Weh! schon in immer weitre Ferne Sehn wir die Wandervögel fliehn; Es dunkelt; laßt beim Schein der Sterne Uns weiter durch die Wüste ziehn!«