7. Die Sonne sinkt; mit dunkelroten Wogen Wallt noch das Spätrot durch die Fensterbogen, Indes schon Dämmrung auf der Vega ruht; Vergoldet glühn Granadas Tempelspitzen, Und die Nevada wirft in Purpurblitzen Ins Thal zurück die Abendglut. Dann bleicht der Glanz, so wie auf Wangen Blässe Der Röte folgt; der Schatten der Cypresse Dehnt länger sich, bis er in Nacht zerbricht; Durch duft'ge Wölkchen, die am Himmel schwimmen, Dringt, wie ein Liebesblick, mit sanftem Glimmen Des Abendsternes Silberlicht. Schon seh' ich, wie die Fluren mählich dunkeln, Von unten hier und da ein Lämpchen funkeln, Das vor dem Bild der Mutter Gottes brennt, Und weiter, in den Häusern und Kapellen Die Lichter zündend, sich die Stadt erhellen, Wie über ihr das Firmament. Zur Ruhe unter ihren Blütenästen Streckt sich Granada hin, indes aus Westen Sich tiefrer Schatten um die Erde schlingt; Und sanft, wie sie entschläft beim Sternenglanze, Verklingt in ihre Träume die Romanze, Die am Balkon der Ritter singt.