Morgen in Athen Bist du's und bringst vom Lande des Homer, O Eos, uns den neuen Morgen her, Auf den wir lang vergebens harrten? Schon auf den Wellen sprüht vom Himmelsrand Ein ros'ger Schimmer hin und läßt am Strand Die Berghöhn glühn, die Felsenwarten. Die Erde, lang wie Dantes Trauerstadt Ein Sitz des Wehes, ist der Buße satt, Der Kreuze und der Hochgerichte; Und scheuchen soll die Sonne Griechenlands Des Mittelalters grausen Totentanz Mit ihrem reinen Himmelslichte. Im Frühglanz, siehe, der sich vom Hymett Herniedersenkt zu des Ilyssus Bett, Aufleuchtet schon dem Göttervater Der Tempelsäulenwald, und ersten Blicks Grüßt Helios der Athene Bild, die Pnyx Und Erechtheum und Theater. Und sanfter Schauer geht durch die Natur; Aus Grotten durch den dämmernden Azur Weiß schimmern der Najaden Glieder; Im Pinienhain am Quell Kalirrhoë Anhebt die Nachtigall in süßem Weh Ihr Klagelied um Itys wieder. Neu schließe nun sich das Gymnasium auf, Daß sich im Diskuswurf, im Kampf, im Lauf Zu Jünglingskraft der Knabe stähle, Am Marmorbild, das auf ihn niedersieht, Und an des Homeriden ew'gem Lied Empor sich ranke seine Seele! Durch Akademos' Oelwald, wie zuvor, Mag Arm in Arm, im Haar den Kranz von Rohr, Der Jüngling mit dem Jüngling wandeln, Und Platos Lehre nähre seinen Geist, Bis ihn hinaus das ernste Leben reißt, Als Mann zu wirken und zu handeln. Erblühn, von finstrer Jahre Schlacken rein, Wird auf der Erde so ein schönres Sein; Und, bricht das Irdische zusammen, In schwarzem Grabe modre der Barbar; Wie sollten wir's ? Was sterblich an uns war, Auflodern mag's in heil'gen Flammen.