Ein gesprech mit dem faulen Lenzen, welcher ein hauptman des großen faulen haufen ist Eins tags im Maien heuer gieng ich durch abenteuer hinaus gen Erlenstegen; da kam mir underwegen geritten ein hauptman, der sach mich schlefrig an, auf einem esel saß, ein küss sein sattel was, vol stro hieng har und bart, sach ganz dusmiger art, sein rock vol federn hieng, der fragt mich, wann ich gieng. Ich sagt: von Nürnberg her. Da fragt mich wider er, ob er möcht knecht auftreiben, willens wer er, zu schreiben ein fenlein oder zwei von leuten allerlei, wie ers möcht kommen an, beide frau unde man, herren, meit unde knecht, auch allerlei geschlecht, münich, nunnen und pfaffen, jung, alt, schön und ungschaffen, arm, reich, nahet und ferr. Ich sprach: wer ist dein herr? Er sprach: ich bin der man. Ich fragt: wer bist? sag an. Er antwort mir behenz: wiß, ich bin der faul Lenz, der alle arbeit scheucht und in dem lant umbzeucht, und schreib leut, die mir dienen. in dem wart er aufgienen. Ich fragt: was wilt du ir? Er sprach: sie müßen mir den sommer helfen schwürmen, den fauln berg helfen stürmen, der hinter Pfingsten leit. Ich sprach; sag, welche zeit du ligen wirst zu felt. Drei monat lang, er melt, den brachmon und heumon, den Augstmon ich auch hon. Ich sprach: zeig den begrif in deim artikel brief. Er sprach: du fragst zu vil, doch ich nit bergen wil, ob ich dich möcht erschleichen: erstlich müßen die reichen die drei monat spaziern in gerten und meiiern, schalatzen, reitn und farn, im wiltbad nichtsen sparn, lust, ru und schatten suchen, irs handels nichts geruchen, er nem ab oder zu. das geistlich volk sucht ru, sol nit zu vil studirn, das es nit schad dem hirn, sonder im bet tu schwitzen und auf dem polster sitzen und ob den büchern natzen, recht wie die klosterkatzen. die hantwerksleut die sollen leben in allem vollen, sollen frü schlafen gan, morgens langsam aufstan, alsbalt gen auf ein suppen, darzu das fleschlein luppen, denn gen am seumark um, biß der mittag herkum, als denn sich füllen wider, darauf sich legen nider, rastn ein par stüntlein drauf, denn faren wider auf, faulenzen hin und her, erfaren neue mer, oder gen zu dem wein, sich füllen wie die schwein die ganz wochen durchaus. keiner fragt nach seim haus oder seiner werkstat, biß drei monat vergat. dergleich sollen die bauren die drei monat on trauren fliehen den sonnenschein und ligen bei dem wein, auf alle kirchweih laufen, sich vol freßen und saufen. aber die knecht und gselln, welche nur dienen wölln, sollen all montag feiern, drauß vor dem tor umbleiern, nach mittag spiln und zern, am mittwoch heimwerts kern, darnach unfleißig neen, schmiden, feilen und dreen, malen, weben und bachen, zwen tag ein tagwerk machen, weng arbeiten, vil schlafen. wenns der meister wil strafen, sollns wandern und aufsten, ein tag zwo meile gen, kleider verzern, verkaufen und denn in krieg hin laufen. umb die weiber und meit hats auch ein andern bscheit: müßen langsam aufsten, zottet, unlüstig gen und nach den flöhen fischen, die zen ans hemmat wischen, am schlappermark sten schwatzen und ob dem rocken natzen, drei tag ein spulen spinnen, das kraut an laßen brinnen, die suppen überlaufen, heimlich meucheln und saufen, unlüstig spüln und kochen, nit kern die ganzen wochen, nichts waschen überal, in drei tagn bettn einmal. so hab ich überlaufen die stück des faulen haufen, des sie mir müßen schwern, unders fenlein zu mern faulkeit in heißen tagen. der faulst wirts fenlein tragen; all, so arbeiten gern, all ausgemustert wern. Ich sprach: wo wirst du bleibn zu herberg, dein knecht schreibn? wohin solln dir mit haufen jung unde alt nachlaufen? Er sprach: dauß zu Schweinau, dahin kom man und frau, beide knecht und hausmeit, da findens gelt und bscheit. Ich fragt: von wann bist du? Er antwort mir: hör zu, ich bin vom bettelberg, da ich all die herberg, die mit mir ziehen ummer den winter zu dem summer etwan vil mannich jar; da zal ich offenbar, was ieder selbs erwarb, das kleit ist mangelfarb, da mögens zu fuß traben und eßen, wenn sies haben, legen ein gruten arm auf ein hungrigen darm; in einem ströen bet da schlafens in die wett. dise freiheit sie hon zu einer provision forthin ir lebenlang; sie sint alt oder krank, müßens mit mir faulenzen, dem faulen haufen schwenzen, stürmen den faulen berg, spricht Hans Sachs zu Nürnberg. Anno salutis 1547., am 21. tage Aprilis.