Der müller mit der katzen In dem hofton Muscatblüts. 25. juni 1545. 1. Ein müller war, welcher doch gar vermeret was beim bauren, das er gar zu hart tet mitzen. Ein bauer bracht im trait und dacht, wie ers unzupft und ungerupft brecht aus der mül mit witzen, Blieb in der mül, bis man abmalt, den ganzen halben tage. seim weib ofnet der mülner balt sein heimlichen anschlage. als in der kül loff durch die mül des mülners große katzen, so balt der mülner die ersach, zum bauren sprach: »schau an, das tier, das fehet mir die aller grösten ratzen. 2. Auch kan sie sunst ein freie kunst; sprich ich ir zu: greif und faß du, so kan im bach sie fischen.« Der bauer zwar sprach: »ist dis war? geren ich sech, wan dis geschech.« der müller tet erwischen Sein katzen, trugs hinaus an bach, sam solt sie fischlein fangen; der fürwiz bauer zog hinach; der mülner mit verlangen der katzen schrier eins oder zwier: »greif! greif!« und tet sie zetzen; er meint aber die müllerin, die heimlich din verborgen stack, die greif in sack, stal daraus einen metzen. 3. Der mülner hilt die katzen wilt neher an bach und schrier darnach »greif! greif!« zum andern male. Die müllerin hort wie vorhin und aber grief in sack gar tief, wider ein metzen stale. In bach warf er die katzen sein, sprach: »du bist heut unlüstig.« sie gingen beid int mül hinein faßten das mel gar rüstig. der sack war ler, da saget der bauer: »ich het nicht glaubet, das mein koren so übel geb, so war ich leb, wer ich nit frei gewest darbei!« durch list wart er getaubet.