Hans Sachs Das heiß eysen Ein faßnacht-spil mit 3 person Personen Die 3 personen in das spiel. Der pawr. Die pewrin. Die gefatterin. [Stücktext] [Stücktext] tritt einn und spricht. Mein man hab ich gehabt vier jar, Der mir von erst viel lieber war. Dieselb mein lieb ist gar erloschen Und hat im hertzen mir außdroschen. West geren, wes die schulde wer. Dort geht mein alte gfatter her. Die ist sehr alt und weiß gar viel. Dieselbigen ich fragen wil, Was meiner ungunst ursach sey, Das ich werd der anfechtung frey. spricht. Was redst so heimlich wider dich? spricht. Mein liebe gfatter, es kümmert mich Mich dunckt, mein mann halt nit sein eh, Sonder mit andern frawn umbgeh. Des bitt ich von euch einen rath. spricht. Gfatter, das ist ein schwere that. spricht. Da rath zu, wie ich das erfar! spricht. Ich weiß nicht, mir felt ein fürwar, Wie man vor jaren gwonheit het, Wenn man ein mensch was zeyhen thet, Wenn es sein unschuld wolt beweysen, So must es tragn ein glüend eyssen Auff bloser hand auß einem kreiß, Dein unschulding war es nicht heiß Und in auff blosser hand nit prent, Darbey sein unschuld würd erkent. Darum hab fleiß und richt auch an, Das diß heiß eyssen trag dein man! Schaw, das du in könst uberreden! spricht. Das wil ich wol thun zwischn uns beden Kan wain und seufftzen durch mein list, Wenns mir schon umb das hertz nicht ist, Das er muß als thun, was ich wil. So komb dem nach und schweig sonst still, Darmit du fahest deinen lappen Und im anstreiffst die narrenkappen! Ytzund gebt gleich herein dein man. Ich wil hin gehn; fah mit im an! Die alt gefatter geht ab. Die fraw sitzt, hat den kopff in der hend. kompt und spricht. Alte, wie sitzt du so betrübt? spricht. Mein mann, wiß, das mich darzu übt Ein anfechtung, welche ich hab, Der mir kan niemandt helffen ab, Mein hertzen-lieber man, wenn du! spricht. Wenns an mir leyt, sag ich dir zu, Helffen, es sey wormit es wöll. spricht. So ich die warheit sagen söll, So dunckt mich, lieber mann, an dir, Du helst dich nicht gar wol an mir. Sonder bulest mit andern frawen. spricht. Thustn ein solches mir zu-trawen? Hastu dergleich gmerckt oder gsehen? Nein, auff mein warheit mag ich jehen. Du aber bist mir unfreuntlich gar, Nicht lieblich, wie im ersten jar. Derhalb mein lieb auch nimmet ab, Das ich dich schier nicht mehr lieb hab. Diß als ist deines bulens schuld. spricht. Mein liebes weih, du hab gedult! Die lieb im hertzen ligt verporgen! Mhü und arbeit und teglichs sorgen Thut vil schertz und schimpffens vertreiben. Meinst drumb, ich hul mit andern weiben? Des denck nur nit! ich bin zu frumb. spricht. Ich halt dich vor ein bulr kurtzumb; Bey denn sach, das du dich purgierst, Der zicht von mir picht ledig wirst. reckt 2 fingr auff, spricht. Ich wil ein herten eyd dir schwern. Das ich mein eh nit thet versehrn Mit andren schönen frawen jung. spricht. Mein lieber man, das ist nicht gnung. Eid schwern ist leichter, denn ruben grabn. spricht. Mein liebes weib, was wiltu denn habn? spricht. So trag du mir das heiß eyssen! Darmit thu dein unschuld beweissen! spricht. Ja, fraw, das wil ich geren thon. Geh! heiß die gfattern umbher gon, Das sie das eyssen leg ins fewr! Ich wil wagen die abenthewr Und mich purgiern, weil ich leb, Das mir die gfatter zeugnus geb. geht auß. Er spricht. Mein fraw die treibt gar seltzam mucken Und zepfft mich an mit diesen stucken, Das ich sol tragen das heiß eyssen, Mein unschuld hie mit zu beweissen, Das ich nie brochen hab mein eh. Es thut mir heimlich auff sie weh. Ich hab sie nie bekümmert mit, Ob sie ir eh halt oder nit. Nun ich wil ir ein schalckheit thon, In ermel stecken diesen spon. Wenn ich das eyssn sol tragn dermassen, So wil ich den span heimlich lassen Herfür hoschen auff mein hendt, Das ich vom eyssen bleib unprent. Mein frömbkeit ich beweisen thu. Da kommen sie gleich alle zu. tregt das heiß eyssen in eyner zangen und spricht. Glück zu, gfatter! das eyssn ist heiß. Macht nur da einen weyten kreiß! Da legt ims eyssen in die mit! Tragt irs herauß und prent euch nit, So ist ewer unschuld bewert, Wie denn mein gfattern hat begert. spricht. Nimb hin! da mach ich einen kreiß. Legt mir das glüend eyssen heiß Daher in kreiß auff diesen stul! Und ist es sach, und das ich bul, Das mir das heiß eyssen als-denn Mein rechte hand zu kolen prenn. nimbt das eysen auff die hand, tregets auß dem kreiß und spricht. Mein weib, nun bist vergwiest fort-hin, Das ich der zicht unschuldig bin, Das ich mein eh hab brochen nie, Weil mich das glüend eyssen hie Getragen hab gantz ungebrent. spricht. Ey, las mich vor schawen dein hendt! spricht. Se hin! da schaw mein rechte hand, Das sie ist glat und unverprant! schawt die hand, spricht. Nun, du hast recht; das merck ich eben. Man muß dir dein kü wider geben. spricht. Du must mir unschuldigen man Vor meiner gfattern ein widerspruch than. spricht. Nun, du bist fromb, und schweig nur still! Nichts mehr ich dir zusachen wil. spricht. Weil du nun gnug hast an der prob, Wil ich nun auch probieren, ob Du dein eh biß-her habst nit prochen Von anfang, weilt mir warst versprochen. Mein gfatterin, thut darzu ewr stewr! Legt das eyssn wider in das fewr. Das es erfewr und glüend wer! Darnach so bringt mirs wider her, Auff das es auch mein fraw trag mir, Darmit ir frömbkeyt ich probier! spricht. Ey, was wolt ir ewr frawen zeyhen? Thut sie des heissen eyssens freyen! spricht. Ach, liebe gfatter, was ziech sie mich? spricht. Mein hertz-lieber mann, wiß, das ich Das hab auß lauter einfalt than! spricht. Gfatter, legt bald das eyssen an! Darfür hilfft weder fleh noch bit. Die gefatterin geht hin mit dem eyssen. spricht. Mein lieber mann, weistu dann nit? Ich hab dich lieb im hertzen grundt. spricht. Dein that laut anders, denn dein mundt, Da ich das heiß eyssen müst tragen. spricht. Ach mein mann, thu nicht weyter fragen. Sonder mir glauben und vertrawen Ab einer auß den frömbsten frawen! Laß mich das heiß eyssen nicht tragen! spricht. Was darffst dich lang weren und klagen? Bist unschuldig, so ists schon fried. So prent dich das heiß eyssen nit Und hast probiert dein weiblich ehr. Derhalb schweig nur und bitt nicht mehr! bringt das glüent eysen, legts auff den stul im kreiß, spricht. Gfatterin, da liegt das glüend eyssen, Ewer unschuld damit zu beweisen spricht. Nun, geh zum eyssen! greiff es an! spricht. Ich bitt dich, mein hertzlieber man, Mein schuld will ich dir hie verjehen, Das ich mich verd hab ubersehen Heimlich mit unserem caplan. Dasselbig wölstu mir nach lan, Das michs eyssn nit drumb prennen thu. spricht. Ja, ja, da schlag der teuffel zu! Hastu selber brochen dein eh? Nimb flucks das eyssen hin und geh! Wil dir gleich den pfaffen noch geben. spricht. Mein lieber mann, ich bit darneben, Wölst mein in aller trew gedencken, Zum pfaffn mir noch zwen männer schencken, Mit dem ich mein eh brechen hab. spricht. Nötten nam dein lieb gen mir ab, Weil du ir drey hast lieber, dann mich? Ey schem des in dein hertze dich, Der du wolst sein so keusch und frumb Und triebst mich mit dem eyssen umb! Doch wil ich dirs all drey nach lon. Nimb flucks das eyssn und komb darvon! hebt die hend auff, spricht. Mein mann, ich hab ye noch ein bitt: Ich hab ein schatz, den weistu nicht. Vier gulden zwölffer, die ich doch hart Hab selb an meinem maul erspart, Den schatz wil ich auch geben dir. Las mir noch nach der männer vir! Als denn wil ichs heiß eyssen tragen. spricht. Was sol ich von dem schlepsack sagen? Pfuy, schem dich vor der gfattern dein! Hastu denn bulschafft hinder mein Heimlich mit so viel mannen trieben? spricht. Wie thust? nun sind ir an dich ye nur siehn! spricht. Es soltn ir leicht ein dutzet sein. Nun ich wil auch nichts reden drein Umb diese sieben und on mich, Solt mit den eyssn purgieren dich Auff erden sonst vor alle man. spricht. Ja lieber man, das wil ich than. Jedoch in dieser männer summen Sind die jungen gselln außgenummen. Vor die das eyssen ich nicht trag. spricht. Schweig und kein wort darwider sag! Flucks nimb das eyssn, weil es ist heiß, Und trag es sittlich auß dem kreiß, Das ich darbey mög nemen ab, Was vor ein frommes weib ich hab! spricht. O gfatter, tragt das eysen vor mich! spricht. O es taug nit; darzu würd ich Am eysen mein hend prennen zwar, Das mir würd abgehn haut und har. Ich war vor jaren auch nicht rein. spricht. Flucks nimb das eyssn und trags allein, Du zunichtiger pubensack! Oder ich leg dir auff dein nack Mein faust, das dir das liecht erlischt. spricht. Das eyssen ist heiß, das es zischt. Nun weil es mag nicht anderst sein, So ergieb ich mich dultig drein. Die fraw hebt das eissen auff, wil gehn und thut ein lauten schrey, lest das eyssen fallen, spricht. Auwe, auwe der meinen hend! Wie übel hat michs eyssen prent Von meiner hende har und hawt! spricht. Schaw, du unflat! hast mir nicht trawt, Und so mans bey dem liecht besicht, Bist selbs an hawt und har entwicht. Ich dörfft dir wol dein hawt vol schlagen spricht. So wolt ichs meinen brüdern klagen. spricht. O gfatter, trollt euch und schweigt still! Ir habt hie ein verloren spiel. Ir habt ein handel, ist mistfaul. Darumb nembt nur süßholtz ins maul! Ziecht auff gut saiten widerumb, Auff das nicht heint sant Kolbman kumb Und euch umb ewer unzucht straff! Die fraw get auß. spricht. Mein fraw meint, ich wer gar ein schaff, Stellt sich so fromb und keusch (versteht!), Sams nie kein wasser trübet het, Wolt mich nur treibn in ein bockshorn, Biß ich doch auch bin innen worn Irer frömbkeyt, drein sie sich bracht Mit iren eyffern tag und nacht, Des sie mit ehrn wol het geschwiegen. spricht. Mein gfatter, lasts best bey euch liegen! Wölt meiner gfattern vergeben das! Wer ist der, der sich nie vergaß? Kompt! wir wöllen dran giessn ein wein! spricht. Nun, es sol ir verziehen sein! Mein fraw bricht häfn, so brich ich krüg. Und wo ich anderst redt, ich lüg. Doch, gfatter, wenn ir bürg wolt werden, Dieweil mein weib lebt auff erden, Das sie solches gar nimmer thu. spricht. Ey ja, glück zu, gfatter! glück zu! Ich wil euch gleich das glait heimgeben. Und wöllen heint in freuden leben Und auff ein newes hochzeyt halten Und gar urlaub geben der alten. Das kein unrat weyter drauß wachs Durch das heiß eyssen, wünscht Hans Sachs.