Melanie Seit du von mir für immer bist gegangen Und einsam ist mein Tag und meine Nacht, Seh' ich dich oft im Traum mit bleichen Wangen, Das dunkle Aug' in düst'rem Schmerz entfacht. Du trittst herein in das verwais'te Zimmer Und siehst, wie fremd, mit langem Blick dich um – Und still verklärt von geisterhaftem Schimmer, Willst du dann wieder gehen, ernst und stumm. O bleibe! ruf' ich aus mit bangem Schauer – Wohin, eh' noch dein Mund den Gruß mir bot? Da schüttelst du das Haupt mit tiefer Trauer: Du weißt es ja, so sprichst du, ich bin todt. Ich aber d'rauf: Und bist du auch gestorben, Wir können dennoch bei einander sein; Wir hatten unser Glück so schwer erworben – Ich laß' dich nicht, und fürder bist du mein! Du schaltest nach wie vor im kleinen Hause, Das du betreut mit sorglich lieber Hand – Belebst und schmückst, wie sonst, des Dichters Klause, Den keine Seele je wie du verstand. Und wieder sitzen wir beim schlichten Mahle, Die Bissen reichend uns'rem treuen Hund, Und wandeln dann begnügt im Abendstrahle Mit sanften Schritten durch des Gartens Rund! – Da bebst du auf in seligem Entzücken, Dein Angesicht färbt leiser Röthe Schein – Doch wie ich jetzt dich an mein Herz will drücken, Erwach' ich auch im Dunkel – und allein ... Und dennoch, sieh': muß auch der Traum zerstieben, Er kündet mir geheime Wirklichkeit; Was da gescheh'n: wir sind vereint geblieben, Und scheinbar nur hat uns der Tod entzweit. Wenngleich dein Irdisches zu Staub vermodert, Ich weiß es, daß dein Geist mich stets umschwebt; Von jener Flamme, die in dir gelodert, Fühl' ich für immer mir das Herz durchbebt. Was mit den Jahren wir erlebt, erstritten, Zu festem Kitte ward es allgemach – Wir wurden Eins durch das, was wir erlitten In dieser Welt, die viel an uns verbrach. Und hier am Schlusse dieser Liederreihe – Ach, so vertraut dir einst in Ton und Wort – Empfängt erst unser Bund die letzte Weihe: So lang sie leben, lebst du mit mir fort! Blansko, im Februar 1885.