3. Dennoch, wie sehr und wie oft dich mein Auge bewundert, du sprichst mir Nicht mehr zum Herzen wie einst, weithin gebreitete Stadt; Nicht mehr wie einst, da wallumgürtet du noch mit den alten Schwärzlichen Häusern geragt über das grüne Glacis: Eng und gedrückt, voll gewundener Gassen und düsterer Winkel – Aber es wogte in dir fröhlich ein fröhliches Volk. Leicht gesinnt und bewegt, abhold den Mühen des Daseins, Lebt' es harmlos dahin, wie ein empfängliches Kind. Heute bewegt es sich ernster und weniger laut durch die Straßen, Wo sich die Menge nicht staut, sondern zerstreut und verliert. Sorgen haben gefurcht die Stirnen der Männer, es blicken Schärfer, gewitzter als sonst kühl mich die Jünglinge an; Geistiger Ziele Bewußtsein, der Stolz befreiender Arbeit Weh'n, gleich fröstelndem Hauch, selbst um die Reize der Frau'n. Reicher, beschwingter sind Handel und Wandel, doch fehlt das Behagen, Das am Erworbenen sich festen Besitzes erfreut. Prunkende Häuser und Plätze gewahr' ich in stummer Verödung – Und kein Jubel erschallt mehr aus der menschlichen Brust ... Ja, du hast dich verändert, ich fühl' es. Bist du auch schöner, Bist du auch größer, als einst – bist du doch nicht mehr mein Wien!