4. Ihr nur, schattige Gassen und hell beschienene Plätze Tief im Inn'ren der Stadt – ihr seid allein mir noch Wien! O wie hebt sich die Brust, nun ich euch wieder betrete, Und bei jeglichem Schritt Liebes, Bekanntes mich grüßt! Ja, hier pulst noch das Leben! An alten Palästen und Häusern – An Sankt Stephan vorbei fluthet und wogt es wie einst. Treibend im bunten Gewühl verschärfen sich alle Contraste, Und der Einzelne wird hier erst zur vollen Gestalt. Typen treten hervor, es waltet die Seele des Volkes, Die im Wechsel der Zeit dennoch unsterblich sich weist; Waltet im Drang nach Genuß, in gern verweilender Schaulust, Welche die Läden umdrängt, während die Stunde entflieht. Lieblich entfaltet die Wienerin noch den gepriesenen Zauber, Ob im schleppenden Kleid, ob im geschürzten sie geht; Mit begehrendem Blick verfolgt sie das männliche Auge, Und der geflügelte Gott flattert wie früher umher. – Freilich vollzieht sich auch hier stets rascher ein Wandel der Dinge, Fast mit jeglichem Jahr schwindet ein Reiz aus dem Bild; Aber noch immer behauptet sich Altes inmitten des Neuen, Und Vergangenheit träumt still in die Zukunft hinein.