Nachruf Ich nenn' dich nicht. Wozu auch? Wer dich kannte, Der weiß, wem diese Trauerrhythmen gelten – Und wer dich nicht gekannt, wem bloß dein Name Entgegenklang im wirren Lärm des Tages, Dem sei genug das ernste Dichterwort: Daß du ein edler, selt'ner Mensch gewesen. Noch in des Lebens Aufgang standest du, Der Jugend ros'ger Hauch umwehte dich, Und was das Dasein bieten kann an Glanz, An Freuden und Genüssen – lag verheißend, Verlockend und erreichbar vor dir da. Du aber nipptest kaum am Rand des Bechers, Der dir entgegen schäumte, während du, Selbstlos, die reine Seele rein bewahrend, Und früh schon ernsten Pflichten zugewendet, Nur still bedacht warst, And're zu beglücken. Nicht bloß die Nächsten! Nicht die Theu'ren bloß, Die dir im tiefsten Sein verknüpft gewesen Durch Bande der Natur; nicht bloß die Freunde, Die du mit zartem, treuem Sinn erkoren: Nein, Jeden , den dein mildes Auge traf Im harten Kampf des Lebens um dich her. Denn wie dein Geist, tief innig im Verständniß, Jedwedes Leid ermaß – und jedes Ziel, Nach dem die Menschheit, sich vollendend, ringt: So war dein Herz, tief innig im Empfinden, Auch jener Güte, jener Liebe voll, Die Thränen trocknet und den Dank erläßt. D'rum als du still und sanft gebettet lagst Zum ew'gen Schlaf, von Kerzen leis' umflackert, Und heiße Thränen flossen um dich her: Da fühlte Jeder, der zum letzten Mal Stumm in dein bleiches, schönes Antlitz sah, Was diese rauhe Welt an dir verlor – Und nicht zu fassen war es, daß der Tod Gedankenlos und grausam solch ein Leben Vernichten konnte, eh' es sich erfüllt ... Ich nenn' dich nicht. Wozu auch? Wer dich kannte Der weiß, wem diese Trauerrhythmen gelten – Und wer dich nicht gekannt, wem bloß dein Name Entgegenklang im wirren Lärm des Tages, Dem sei genug das ernste Dichterwort: Daß du ein edler, selt'ner Mensch gewesen.