Ǧalāl o’d-din Rumi (1207–1273) Biographie 1207 30. September: Rumi wird in Balkh, Reich Ghurid (Afghanistan) geboren. Er zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß er den Orden »Maulawiyya« der »tanzenden Derwische« gründet. Er beschreibt in seinem Hauptwerk, der ca. 26600 Doppelverse umfassenden geistlichen Lehrdichtung »Mesnewi«, den Sufismus in Legenden und Fabeln. Der Orden der »Mevlevis« führt das seit dem 13. Jahrhundert praktizierte Sema-Ritual vor, mit dem sie als »wirbelnde« oder »tanzende Derwische« bekannt sind. Sein Vater, Baha'uddin Walad, ein Gelehrter, wird vom Sultan Seljuk von Rum eingeladen, sich in Iconium (heute Konya in der Türkei) mit seiner Familie niederzulassen. Obwohl Baha'uddin Walad für seine hellseherischen Gaben bekannt ist, zeigt Rumi kein Interesse an der traditionellen Mystik. Seine Lehre als Sufi Mystiker wird vom geheimnisvollen Shams ad-Din Tabrizi geleitet (gestorben 1247), einem der wichtigsten spirituellen Meister der Zeit. 1221 Die Mongolen zerstören Balkh. Die Familie muß fliehen. Sein erster Sohn, Sultan Walad, wird in Larada geboren. 1225 Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet Rumi Kira Khatum, eine Frau aus einer christlichen Familie; sie haben zusammen zwei Kinder. Sein bedeutendstes Werk ist »Masnavi-ye Ma'navi« (»Mathnawi«), eine umfangreiche Kollektion in sechs Bänden von spirituellen Lehren und der Sufi Tradition in Form von Lyrik und kurzen Geschichten hoher Qualität und Verfeinerung. »Mathnawi« ist eines der wichtigsten Bücher der persischen Tradition und wird heutzutage auch teilweise auswendig gelernt. Das Buch ist als »Der Koran auf Persisch« bekannt. Das Singen von »Mathnawi« ist zu einer eigenständigen Musikform geworden. Es wird angenommen, daß Rumi seine Dichtung unter Einfluß von Musik und Tanz verfaßt hat. Seinen Anhängern und Lehrlingen ist er als Maulana Rumi, »Unser Herr, der Byzantine« bekannt. Die Familie läßt sich in Aleppo und Damaskus nieder, wo vermutlich Rumi auch studiert. Wahrscheinlich begegnet er dem Dichter Ibn al-Arabi (gestorben 1240). 1244 Oktober (nach anderen Angaben am 30. November): Rumi begegnet einem wandernden Derwisch namens Shamsuddin von Tabriz (Shams ad-Din). Shams respektiert das Shariah, das Heilige Gesetz des Islams, nicht, und glaubt, er sei mit dem Licht Muhammads verbunden. Die Begegnung ist ein Meilenstein in Rumis Leben. Er vernachlässigt seine Lehrverpflichtungen und seine Familie und verbringt seine Zeit mit dem Derwisch, den er mit Jesus vergleicht. Der heilige Mann aber verschwindet auf heimliche Weise, Rumi wird infolgedessen zum Dichter. 1248 Shams kommt in seinem Leben noch einmal nach Konya, aber er verschwindet ab diesem Jahr für immer. Rumi sucht nach seinem Freund ohne Erfolg. Seine Suche wird als Suche nach der eigenen Identität gedeutet. Rumi schreibt nun Gedichte, die unter dem Titel »Diwan-i Shams-i Tabriz« (»Divan von Shams von Tabriz«) bekannt sind. Shams erscheint auch als Autor der Verse. Nach dem Tod von Shams begegnet Rumi einem analphabeten Goldschmied, Salahuddin Zarkub (Salah ad-Din Zarkub), und schreibt Gedichte unter Salahuddin's Namen. Das bringt ihm Streit mit Salahuddin ein, Rumi Sultan Walad heiratet aber trotzdem die Tochter von Salahuddin. 1258 Die Mongolen erobern Baghdad. Nach inoffiziellen, unbestätigten Quellen soll sich Rumi zu dieser Zeit in der Stadt aufgehalten haben. Er kann aber rechtzeitig der Belagerung entfliehen. Von Syrien aus fährt die Familie nach Laranda, wo Rumis Mutter, Mu'mine Khatun, stirbt. Nach dem Tod seines Vaters in Anatolien fährt Rumi fort, als Lehrer und Theologe zu arbeiten. Salahuddin Zarkub stirbt. 1273 17. Dezember: Rumi stirbt in Konya (Anatolien, Türkei). Sein Grab in Konya ist heutzutage eine Pilgerstätte, und der Mawlawiyya Orden hat seinen Sitz immer noch hier.