Die Gräber zu Ottensen Erstes Grab Zu Ottensen auf der Wiese Ist eine gemeinsame Gruft; So traurig ist keine wie diese Wohl unter des Himmels Luft. Darinnen liegt begraben Ein ganzes Volksgeschlecht, Väter, Mütter, Brüder, Töchter, Kinder, Knaben, Zusammen Herr und Knecht. Die rufen weh zum Himmel Aus ihrer stummen Gruft, Und werden's rufen zum Himmel, Wenn die Trommet' einst ruft. Wir haben gewohnt in Frieden Zu Hamburg in der Stadt, Bis uns daraus vertrieben Ein fremder Wütrich hat. Er hat uns ausgestoßen Im Winter zur Stadt hinaus, Die hungernden, nackenden, bloßen, Wo finden wir Dach und Haus? Wo finden wir Kost und Kleider, Wir zwanzigtausend an Zahl? – Die andern schleppten sich weiter, Wir blieben hier zumal. Die andern nahmen die Britten Und andre die Dänen auf; Wir brachten mit müden Schritten Bis hieher unsren Lauf. Wir konnten nicht weiter keuchen, Erschöpft war unsere Kraft; Frost, Hunger, Elend und Seuchen, Sie haben uns hingerafft. Ein ungeheuerer Knäuel, Zwölfhundert oder mehr; Es zieht sich über den Greuel Ein dünner Rasen her. Der deckt nun unsre Blöße, Ein Obdach er uns gab; Man merkt des Jammers Größe Nicht an dem kleinen Grab.