19. Geliebte, wenn du fremde Klänge Hast hier in deinem Lied entdeckt; Sie sollen schildern das Gedränge, Das mir im Busen war geweckt. Gedränge gärender Gefühle, Geweckt von deinem Liebesblick, Wie ahnende Gewitterschwüle Vor höchstem, nahendem Geschick. In dunkle Ferne griff die Ahnung Nach tief ersehntem Herzbedarf, Und sah nicht, wie mit sichrer Bahnung Das Glück dazu den Weg entwarf. Noch einmal sollte sich die Dichtung In alles Dichtens Überschwang Erschöpfen, bis durch Selbstvernichtung Aus ihr die Wirklichkeit entsprang. Nach Sonnen langt' ich und nach Sternen, Die ich erschuf in meinem Traum; Und was ich sucht' in Himmelsfernen, Stand lächelnd nah' im Erdenraum. Du hattest tiefer nicht empfunden, Doch klarer, was auch ich empfand, Und lächeltest, bis mir geschwunden Die Täuschung, die dich nie umwand. Da sanken alle Nebel nieder, Und deutlich tratest du hervor; Und nun hör', o Geliebte, wieder Ganz deiner eignen Lieder Chor. Laß auch das erste mich erneuen, Das dort im Garten mir entsprang, Als frühe Werbung nur den scheuen Flug noch um deinen Schleier schwang. Derselbe Schleier ist's, der grüne, Der, längst entwandt dem Angesicht, Als Vorhang einer andern Bühne Mir noch gefällt, und minder nicht. Er flattert dort nun um die Wiege, Dem neugebornen Rosenblatt Zu wehren ab die Stubenfliege, Und wehrt sie nicht, weil Riss' er hat.