Poesie des Schmerzes Wenn du geliebt, wenn du gehofft, Wenn du gestrebt, gerungen, Wenn du mit starkem Willen oft Dein lechzend Herz bezwungen, Dann fühlst du, wie zu neuem Werth Erwacht dein ganzes Leben, Denn jeder Schmerz, der dich beschwert, Wird höher dich erheben. Schmerz ist das eine große Band, Das alle Welt umschlungen, Es macht den Besten dich verwandt, Die je gedarbt, gerungen. Es lehret den geschärften Blick, Was sich in Qual verborgen, Dir zeigt dein eigenes Geschick Der ganzen Menschheit Sorgen. Schmerz ist die Sturmesmelodie, Mit deren Ton erschütternd Jahrhundert um Jahrhundert schrie, Dem Todeskampf erzitternd. Ein Fluch, der mit Erweckungsmacht Der Völker Schlaf verklagte, Und mahnend aus der Zeiten Nacht Zum Kampf, zum Licht sie jagte. Und so entsproß dem Fluch das Heil, Denn aus Vernichtungstoben Hat stets der Menschheit bessres Theil Verjüngt sich und erhoben. Und jede größte, schönste That, Die neu die Welt gestaltet, Hat sich aus schmerzgegebner Saat Dem Sonnenlicht entfaltet. Was als ein weihevoller Klang Aus heil'gem Schmerz erblühte, Wird mit erlösendem Empfang Ergriffen im Gemüthe. Wenn Freude nur die Stunde weiht, Ein Lied, dem Schmerz entrungen, Geht durch die Welt, geht durch die Zeit, Im Innern fortgesungen.