6. Weinprobe Uns ward aus alten Tagen Ein Sprüchlein zugetragen: Wer will nach Reben fragen, Der halte sich zu Drei'n. »Zu Hochheim an dem Maine, Zu Würzburg auf dem Steine, Zu Bacharach am Rheine, Da wächst der beste Wein.« Die Zeiten sind vergangen, Und andre Lieder klangen, Die Welt hat mehr empfangen, Das Sprüchlein gilt nicht mehr. Von allen Bergen sprangen Am Rhein mit frischen Wangen Die Streiter voll Verlangen, Ein goldgerüstet Heer. Sie stehn auf allen Warten, In jedem Rebengarten, Bei flatternden Standarten, In stolzer Herrlichkeit. Und hast im Spiel der Thoren Zum Hader sie beschworen, Gieb deinen Kopf verloren, Verloren in dem Streit! Doch wenn dir im Gemüthe Gerechte Tugend blühte, Du findest sie voll Güte, Du bist ein lieber Gast! Poch an in jedem Orte, Bei jeder Rebenpforte, Du bist auch ohne Worte Von Liebesarm umfaßt! Mit Himmelsblick der Eine, Der Zweit' im Purpurscheine, Und noch der Hundertst-Eine Gleichwie der Erst' ein Held! Ihr Helden all vom Rheine, Ihr königlichen Weine, Ihr nehmt es auf alleine Wohl mit der ganzen Welt!