Christliches Sterblied Ich steh' in Furcht und Noth, Da mein verlangter Tod Mich fordert von der Erden; Es steht auf diesem Blick Mein Unglück und mein Glück, Das ewig mir soll werden. Ach Gott, kein Sturm der See Thut nicht dem Schiff so weh', Das hin und her muß schweben, Als diese Reise mir, Denk' ich, was dort und hier Mir noch zu überstreben. Hier stellt sich Satan mir Mit meinen Sünden für Und dräut mir mit der Höllen; Dort lockt dein Himmel mich Und spricht, ich soll auf dich, Mein Hort, mein' Hoffnung stellen. Herr Jesu, Gottessohn, Der sich von seinem Thron Der Welt zu Dienst begeben Und mir zu lieb' und gut Mein todtes Fleisch und Blut Gewürdigt zu beleben, Komm', o mein höchstes Gut, Und nimm dein Kind in Hut, Das du für dich erkoren Und dir zur lieben Braut, Mein Liebster, hast vertraut, Eh' daß die Zeit geboren. Ich bin der Erde satt, Von Müh' und Jahren matt; Versammle mein Gebeine In seinen süssen Sand; Mein Geist, dein theures Pfand, Bleib' aber stets der Deine. Derselb' ist her von dir Und hielt sich dein allhier So wol in Leid als Freuden; So muß er jetzt auch dein In seiner Heimfahrt sein, Dies fordert selbst dein Leiden. Der Tod, den du verschmäht, In deinem Tod' ertödt, Sei meines Todes Leben; Das Grab, das dich umschloß, Lass' mir in seinem Schoß Ein sanftes Ruhbett geben. Hierauf umfass' ich dich Und hülle, Jesu, mich In deine blut'gen Wunden Frei, unbesorgt und froh, Und weiß, daß ich also Dir ewig bin verbunden. Ach ja, ich bleibe dein, Da, wo der helle Schein Der Sterne mich umgeben, Und, Jesu, du in mir, Und, Jesu, ich in dir Ohn' Ende werden leben. Der Weg nur fällt mir schwer; Lass' denn, mein Heil, vorher Dein Fleisch und Blut mich weiden, Dies stärkt mir Seel' und Muth Und macht die Bahne gut; So fahr' ich hin mit Freuden.