Lob- und Dankliedlein nach überstandenem schwehren Sterbensleüften, Pestilentischen und andern gifftigen Seüch- und Krankheiten Dises wird gesungen auf die schöne Melodei meines bekanten Osterlides: Lasset uns den Herren preisen. 1. Lasset uns, Ihr Christen, singen Lob und Ehre, Dank und Preiß Unserm Gott für allen Dingen, Der uns so zu schützen weiß. HERR, wer kan dich gnug erheben? Deine Güht ist Väterlich, Deine Lieb erweiset sich Und dein hohe Macht daneben. HERR, es sol mein Lobgesang Rühmen dich mein Lebenlang. 2. In der armen Sünder Orden Waren wir für kurtzer Zeit Aller Welt zum Scheüsahl worden Wegen unser Eitelkeit. Ach, wir waren gantz vernichtet, Grosser Gott, durch deinen Grim, Aber deine Gnadenstimm' Hat uns wieder aufgerichtet. Drüm sol auch mein Lebenlang Rühmen Dich mein Lobgesang. 3. Tödlichs Gift hatt' uns gebissen, Gleichwol hat uns deine Macht Auß des TodesSchlund gerissen Und ins Leben wiederbracht. Ach wir lagen gantz ümfangen Mit der Seüche, die wie Feür Brante scharf und ungeheür, Endlich sind wir noch entgangen. HERR, es sol mein Lebenlang Preisen dich mein Lobgesang. 4. Unser Seele war ümgeben Mit Beschwerden ohne Zahl; Dazumahl hieß unser Leben Trübsahl, Unmuht, Angst und Quahl. Gleichwol hat uns nicht verschlungen, Der sonst manchen hingeraft; Nein, Er ward durch deine Kraft, O du MenschenFreünd, bezwungen. Drum sol auch mein Lobgesang Rühmen dich mein Lebenlang. 5. Da wir alle kläglich rieffen, Da wir schrien Tag und Nacht, Da wir zu dem HERREN lieffen, Hat Er uns gesund gemacht. Unsre Tage sind vergangen, (Klagen wir,) die Zeit ist hin! Aber, nein, dein treüer Sinn Hat zu helffen angefangen. Drum sol dis mein Lobgedicht Dich zu preisen ruhen nicht. 6. Wen dein Eifer dich bewogen Und uns angehauchet hett', Ach so weren wir gezogen In die Gruben auß dem Bett'! Herr, wie matte Fliegen fallen, Weren wir den andern gleich Hingerükt ins TodesReich, Und nun leb' Ich doch für allen. Sol den nicht mein Lobgesang Preisen dich mein Lebenlang? 7. Gott, wir sind in deiner Hütten Wolgedekt zur bösen Zeit. Alß der Würger wolt' außschütten Seinen Muht und Grausahmkeit: Deine Güht hielt uns verborgen In dem sichern Lebenszelt, Daß wir nunmehr in der Welt Wiedrüm wallen ohne Sorgen. Nun es sol mein Lobgesang Preisen Dich mein Lebenlang. 8. HERR, du schüttest nach dem Weinen Uber uns viel Freüd und Wonn'. Ei wie lieblich muß doch scheinen Nach dem Hagelschaur die Sonn'! Auf viel Klagen folget Lachen, Auf das Stürmen stille Zeit, Auf viel Heülen Fröligkeit: Solche Lust kan Gott uns machen. Drum sol auch mein Lobgesang Preisen Ihn mein Lebenlang. 9. Nun die Seüch' hat aufgehöret, Laß auch uns, HERR, hören auf Das zu thun, waß uns bethöret Hier in unserm LebensLauf'. Ach daß doch dis Gift der Sünden Flöge mit der Pest dahin, Daß sich stets in unserm Sinn' Ehr' und Tugend möchte finden! Den so solt' auch mein Gesang Rühmen Dich mein Lebenlang. 10. Hilf doch, daß wir arme Maden Dise schwehre Straff' und Pein Abermahl uns nicht aufladen, Laß uns neüe Menschen sein. Lass' uns unser Schuld erkennen, Lass' uns dich vol Reü und Leid Bitten und, wan wir befreit, Frölich unsern Vatter nennen. Den sol unser Lobgedicht Dich zu preisen ruhen nicht. 11. Nun du wirst uns überheben, (Ist es anders, HERR, dein Will,) Diser Straff' und unser Leben Schliessen lassen in der Still'. O bei dir ist Raht zu finden, Du kanst helffen in der Noht, Du kanst reissen aus dem Tod': Ei so hilff den überwinden, Daß, O Gott, mein Lobgesang Rühme dich mein Lebenlang.