Eines Gottseligen Christen sehnliches Verlangen und Begierde nach dem anderen und ewigen Leben Dises kan man auch singen auf die Melodei des Lides: Wie es Gott gefält, so gefält mirs auch. 1. O Blidheit! Bin Ich den der Welt Zu dienen nur erschaffen? Und hat mein Schöpffer Mich bestelt, Daß Ich sol emsig gaffen Nach eitlem Guht' Und meinen Muht Auf solche Thorheit setzen, Die leichtlich kan Den klügsten Man An Seel' und Leib verletzen? 2. Mein Gott, erschaffen hast Du Mich Zu deinem FreüdenLeben: Das weiß und gläub Ich festiglich, Kan doch nicht recht erheben Mein Hertz zu Dir Und für und für Nach solchem Leben trachten; Es ist Mir leid, Daß in der Zeit Ich dises nicht kan achten. 3. Laß Fleisches, Welt und Augenlust In Mir nicht länger walten: Ein bessers ist Mir ja bewust Daran Ich Mich sol halten. Laß meinen Sinn Sich schwingen hin Zu Dir mit Freüd und Wonne: Du bist mein Licht Und Zuversicht, Ja meiner Seelen Sonne. 4. O Vatter, laß dein schwaches Kind Stets deine Liebe suchen. Welt ist nur Dampf, Welt ist nur Wind Die Welt wil Ich verfluchen. Dein Unterthan Lauff' in der Bahn, Zu dienen seinem Fürsten. Es sol fürwahr Mich immerdar Nach deiner Gnade dürsten. 5. Wen Kreütz und Trübsahl komt heran, So laß Mich nicht verzagen. Dein Wohrt ist, das Mir helffen kan Mein Elend leicht ertragen. Ich weis ja wol, Wie daß Ich sol Mit dir, HERR, ewig leben: Solt' Ich den nicht, O Du mein Licht, Nach solcher Wolfahrt streben? 6. Waß ist doch alles Kreütz und Noht Waß ist doch alles Leiden, Waß Hertzenangst, waß gahr der Tod, Waß schnell und traurig scheiden, Wen Ich nur mag Den grossen Tag Der Herligkeit bedenken Und auß der Welt Ins HimmelsZelt Zu Zions Statt Mich lenken? 7. O schönste Statt, O Gottes Hauß, O Hauß vol Freüd und Wonne, Ich wünsch auß diser Welt hinauß, Daß Ich die FreüdensSonne, Das klahre Licht Und Angesicht Des Allerhöchsten schaue, Ja daß Ich Mich Hertz inniglich Mit meinem Gott vertraue. 8. Ach! Ach! wen wird mein Bräutigam Mich einmahl kommen heissen, Wen wird Er Mich auß disem Schlamm' Und eitlem Leben reissen? Wen werd' Ich doch Diß schwehre Joch Von meinen Schultern legen? Wen wird sich Mir Doch thun herfür Des Himmels Fried und Segen? 9. Wen sol Ich doch dein Angesicht, O liebster Jesu, sehen? Wen werd' Ich einst in deinem Licht, O Licht der Seelen, stehen? Du lieblichs Bild, Treü, From und Mild, Wen werd' Ich aufgenommen, Daß auß der Zeit Zur Ewigkeit Ich schleünig müge kommen? 10. Waß irr' Ich hier im Jammerthal', In disem fremden Lande, Ja leid' hieselbst so manche Quahl, So manchen Spott und Schande? Ich wil heraus: Des Vatters Haus Kan Ich zur Wohnung haben; Ja diser Ohrt Wird Mich hinfohrt Mit höchster Wollust laben. 11. O mögt Ich Armer doch, befreit Von aller Angst und Schrekken, Dein unaußsprechlich' Herligkeit In jennem Leben schmekken! O süsse Kraft, O Lebenssaft, Wen werd' Ich dich empfinden? Laß Mich die Welt Doch als ein Held Gantz siegreich überwinden! 12. O schönste Statt, O klahres Licht, O Süssigkeit ohn Ende, O Freüd, O Fried, O Zuversicht, Ergreif Mich doch behende. Laß Mich von hier, Du schönste Zier, Zur Herligkeit bald scheiden, Den Ich bin dein, Und Du bist Mein: Drauf fahr Ich hin mit Freüden.