Das Zwantzigste Katechismus-Lied, Uber den Achten Artikul unseres Christlichen Glaubens: Ich gläube an den Heiligen Geist Dises kan man auch singen nach der Melodie des schönen Pfingstliedes: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, u.s.w. 1. O Heiliger, O guhter Geist, Den Christus selbst den Tröster heist, Wir Alle gläuben und bekennen, Du seist ein wahrer Gott zu nennen, Ein Gott samt Vatter und dem Sohn', Ein grosser Gott ins Himmels Thron', Ein Gott, der uns mit Seinen Gaben In Noht und Tod kan kräftig laben. 2. Du Herr und Schöpfer diser Welt, Du hast das blaue HimmelsZelt, Dazu den Umkreis diser Erden Samt Meer und Wassern lassen werden. Des Himmels Heer mit allem Pracht Ist auch durch deinen Mund gemacht; Du hast als Gott Leib, Seel' und Leben Im Anfang' uns ja Selbst gegeben. 3. In aller Welt ist gahr kein Ohrt, Da du nicht schwebest fohrt und fohrt, Wie solches in der Schrift zu lesen. Unendlich ist dein Thun und Wesen: Fahr' ich hinauf, so find' ich dich, Fahr' ich hinunter, führst du Mich; Könt' Ich der Welt am Ende stehen, Würd' Ich auch da Dir nicht entgehen. 4. Du bist der Geist der Wissenschaft, Sehr gros ist Deiner Gottheit Kraft: Was Menschen Witz nicht weis zu finden, Was kein Gehirn sonst kan ergründen, Erklährest du gahr leicht und wol. Du weist, was künftig werden sol. Den Lauf und Endrung diser Zeiten Verkündigst du wol gahr von weiten. 5. Du hast durch der Propheten Mund Der gantzen Welt gemachet kund, Was grosse Wunderding auf Erden Sich künftig noch begeben werden. Du kennest ja des Menschen Hertz Und dessen Lust, Leid, Freüd und Schmertz; Ja Sein Begehren, Hoffen, Sorgen Ist deiner Weisheit unverborgen. 6. Du bist ein Geist der Stärk' und Kraft, Der durch sein herlich' Eigenschaft Kan grosse Sachen vollenbringen, So gahr den Satan selbst bezwingen. Du hast der Jünger Zung' und Mund Regiert, das Sie zur selben Stund' Auch vieler Sprachen wol erfahren Recht hochbegabte Meister waren. 7. Wir gläuben auch, das Jesus Christ Von Dir, O HERR, gesalbet ist; Drüm bist du, der allein regieret Das Predigtamt und treflich zieret Die Lehrer, das in dieser Welt Der Gottesdienst wird recht bestelt Vermittelst deiner theüren Gaben, So wir nach allem Wunsch' itz haben. 8. Du strafst die Welt durchs Predigtamt, Die sich durch Sünde selbst verdamt Und deinem Willen widerstrebet, In tausend Schand' und Lastern lebet. Du lehrest auch, daß Jesus Christ Das Heil der armen Sünder ist, Den ohne Dich kein Mensch kan kennen Noch gläubig seinen Heiland nennen. 9. Du bist es, der uns neü gebiert, Du bist es, der den Glauben ziert Mit Tugenden und guhten Werken, Wobey man sol den Glauben merken. Durch Dich wird auch des Fleisches Lust Sehr fein gedämpft in unsrer Brust So gahr, das wir im Christenorden Sind neügebohrne Menschen worden. 10. O wehrter Geist, das wir in Ruh' Und Gnaden stehn, das schaffest Du: Du hast die Sündenbahn verriegelt Und die Verheissung uns versiegelt, Du bist das rechte Gnadenpfand, Du bist der Libe stärkstes Band, Welch' über Christus Reichsgenossen Mit voller Mahss' ist ausgegossen. 11. Du hilfst in disem Lebenslauff' Uns oft mit Freüden wieder auf, Das wir getrost zum Himmel treten, Im Geist und in der Wahrheit behten. Du stärkest uns ohn' End' und Zahl, Ja hilfst uns seüftzen manchesmahl, Daß wir uns Gottes Güht' erfreüen Und »Abba, liber Vatter« schreien. 12. O Heiliger, O guhter Geist, Den Christus unsern Tröster heist, Laß uns in keiner Noht verzagen, Ach hilf, daß wir es freüdig wagen Durch dises Thränenthal zu gehn, Las mich im Kreütz auch hertzhaft stehn. Hilfst Du Mir, Herr, dis vollenbringen, So werd' Ich ewig Dir Lobsingen.