Liebliche Betrachtung der unaußsprechlichen Freüde der Kinder Gottes, und worüber die Außerwehlten mit allen Engeln ewiglich werden jauchtzen Dises kan man auch singen auf die Melodei des Lides: Nun lobe, meine Seele, den Herren. 1. Frisch auf und last uns singen, Ihr Kinder Gottes alzumahl, Von unerhörten Dingen, Der grossen Freüd ins HimmelsSahl. Bald wird der Tag anbrechen, An welchem Gottes Sohn Uns freündlich wird zu sprechen: Komt her, empfangt den Lohn, Den Ich Eüch geb' auß Gnaden, Komt her, ererbt das Reich, Darin Ihr ohne Schaden Und Trübsahl lebt zu gleich. 2. O Freüd! O Lust! O Wonne! Wir sollen Gottes Antlitz sehn. O Licht! O Glantz! O Sonne! Wie wird uns doch so wol geschehn! Itz sehen wir im Spiegel Und einem tunklen Wohrt; Wen aber wird das Siegel Eröffnet, sol man dort Den Herren selber schauen: O süsser Gnadenblik! Der Tod macht Mir kein Grauen, Den Sterben ist Mein Glük. 3. Hinweg mit allen Freüden, Die man in disem Leben hegt, Hinweg mit Gold und Seiden, Davon man schöne Kleider trägt; Hinweg mit Säitenspielen, Hinweg mit süssem Wein, Hinweg mit KönigsStühlen, Hinweg mit Perlenschein: Ein Augenblik Gott sehen In seinem Himmelszehlt Macht grösser Freüd entstehen Alß alle Lust der Welt. 4. O Freüd' in jennem Leben, O Freüd im schönen Paradeis, Welch' uns ein Hertz wird geben, Das gahr von keiner Trübsahl weis, Daß sich nicht darff entsetzen Für Unglük und Gefahr, Daß Niemand kan verletzen Daß frisch ist immerdar, Daß frei von allen Sorgen Nicht suchet Geld noch Guht, Daß für dem Neid verborgen Stets lebt in sichrer Huht. 5. O Freüd in Gottes Kammer, O Freüd in seinem Fridenslicht, Da man vom Kriegesjammer Nicht das geringste Wöhrtlein spricht. Da wird man Frieden halten Mit Gott und ewiglich In stiller Ruhe walten, Nicht mehr betrüben Sich: Da wird man Friede haben Auch mit der EngelSchaar, Ja Leib und Seel erlaben Im Frieden jmmerdar. 6. O Freüd! O Jubiliren! O Jauchtzen! O voll Wonne sein! Wie wollen wir lustiren Dort oben in des HimmelsSchein! Wir wollen da bewohnen Den Pallast, der geschmükt Mit hundert tausend Krohnen, Der zehnmahl heller blikt Alß alle Diamanten, Rubinen und Saphir. Ihr Himmels Anverwandten, Bedenkt es, waß für Zier! 7. O Freüd, ein neüer Himmel! O Freüd, ein neüer Erdenkreis, Davon der Welt Gewimmel Das weinigste zu sagen weis, Da man im steten Lentzen Uningeschlossen lebt, Nicht in gewissen Grentzen Alß auf der Erden schwebt, Nein, da man nach gefallen In Gott erfreüet sich, Der Alles ist in allen Und herschet ewiglich. 8. O Freüd! O lieblichs Wesen, In welchem wird zu finden sein Gesellschaft auserlesen: Gott selbst mit seinen Engelein, Da König und Propheten, Da die Bekenner sind, Die Gott auß Ihren Nöhten Gerissen hat geschwind, Woselbst die Patriarchen Und keüsche Jungfräulein Besitzer und Monarchen Des Himmels werden sein. 9. O Freüd! O lieblichs Singen! O süsses Lied! O Lustgeschrei! O Wunder frölichs Klingen! O nimmerstille Kantorei! Die schnellen Himmelsgeister Und Engel stehen da Wie die Kapellenmeister, Das gross' Allelujah Mit uns auf hohen Geigen, Auf Lauten und Pandor Zu machen; nichts sol schweigen Im Baß, Diskant, Tenor. 10. O Freüd! O Lust! O Leben! O güldnes Haus! O schönste Zier! Wir wollen kräftig streben In diser Sterbligkeit nach Dir. O Gottes Antlitz sehen! O stets im Friede sein! O bei den Engeln stehen! O theürer Himmelsschein! O Herligkeit ohn Ende! Mein Gott, wen dirs gefält, So nim Mich auf behende. Nun guhte Nacht, O Welt.