Andächtiges Buhßlied, wen Gott mit theürer Zeit und schwehrer Hungersnoht das Land heimsuchet 1. Wie bist du doch so from und guht, Herr Gott, in deinen Wercken! Gantz willig ist dein Hertz und Muht, In Nöhten uns zu stärken; Den aller Augen wahrten nur Auf dich, du solst sie speisen Und deiner armen Kreatur Raht, Hülff' und Trost erweisen, Das sie dich wiedrüm preisen. 2. Wir schreien itz in unsrer Noht Und hochbetrübtem Stande; Es mangelt unß das liebe Brod, Die Theürung ist im Lande. Der Hunger drükt uns treflich schwehr, Daß Völklein muß verschmachten. Es läuft und bettelt hin und her; Diß wil kein Reicher achten Noch frembde Noht betrachten! 3. Du hast den Vorraht gantz und gahr, O Gott, von uns genommen Und leider ein betrübtes Jahr Zur Straffe lassen kommen. Und weil die Nahrung ist so schlecht. Viel' Arm' auch weinig essen, So sprächen wir: Gott ist gerecht; Der vormahls voll gemessen, Hat unser itz vergessen. 4. Nun, Herr, wir wollen gleichwol nicht Wie die verzagte stehen; Drüm suchen wir dein Angesicht: Ach merk' auf unser Flehen! Zwahr, da wir waren satt und stark, Da liessen wir dich fahren; Ein jeder frass das beste Mark, So das sehr weinig waren, Welch' etwas wolten spahren. 5. Wir machten lauter guhte Zeit Mit spielen, essen, trinken, Wir liessen die Barmhertzigkeit Zum armen Häuflein sinken: Wir halffen nicht der matten Schaar, Sehr böß war unser Leben. Drüm müssen wir itz offenbahr In diesem Jammer schweben; Doch du kanst Lindrung geben. 6. So hilf nun, Herr, mit starker Hand Um deines Namens willen. Du kanst das außgezehrte Land Mit Gühtern wiedrüm füllen. Ernehr' uns in der Theürung doch, Gib Brod den armen Leüten. Dein' Hülffe währet immer noch, Du kanst auch ia von weiten Unß Speiß' und Trank bereiten. 7. Erwekk' auch derer Hertz und Geist, Die grossen Reichthum haben, Daß sie den Armen allermeist Ertheilen Ihre Gaben. Insonderheit lass uns fohrthin Nach deiner Gunst, Herr, streben; Von Ihr allein komt der Gewin, Daß du dein Freüdenleben Aus Gnaden unß wilst geben. 8. Da wird uns den kein Hunger mehr Noch Durst noch Armuht quehlen; Da werden wir mit grosser Ehr', Herr, deinen Ruhm erzehlen. Da wollen wir für frischem Muht' In reiner Wollust springen Und, wie die Schaar der Engel thut, Gahr hoch die Stimmen schwingen, Dir ewig Lob zu singen.