Uber das Evangelium am heiligen Pfingsttage, Joh. 14. Melodie: Durch Adams Fall ist gantz verderbt, u.s.w. 1. Heut' ist das rechte Jubelfest Der Kirchen angegangen, Daran Ein Glantz Sich sehen läst Des Geistes, den empfangen Der Jünger Schaar, Welch' offenbahr Von disem Himmels Regen Benetzet ist: Diß, O Mein Christ, Kan Hertz und Muht bewegen. 2. Auf, meine Seel', auf und vernim, Wie doch in allen Gassen Gehöret wird die Freüdenstimm': Euch ist die Sünd' erlassen, Nun seid Ihr frei, Es sind entzwei Der Höllen starke Ketten; Ein Sünder kan Für Jederman Itz auf den Schauplatz treten. 3. Nun wird das Evangelium Auf Einem Wunderwagen Deß wehrten Geistes weit herum Geführet und getragen. O Welch Ein Schatz, Der Seinen Platz Bei frommen Seelen suchet! Wer den nicht nimt Und Ihm zustimt, Bleibt ewiglich verfluchet. 4. Hier schauet man des Glaubens Gold, Hie wird man frei von Sünden, Hie läst ein reicher Gnadenhold Sich überflüssig finden; Hier ist das Brod, Das in der Noht Kan unsre Seelen laben, Hie finden Sich Für dich und mich Viel tausend schöne Gaben. 5. Heüt' hat der grosse Himmels-Herr Heerholden ausgesendet: Schaut Seine tapfre Prediger, Die haben Sich gewendet An manchen Ohrt. Da klingt Ihr Wohrt: Tuht Buhss', Ihr Leüt' auf Erden; Diß ist die Zeit, Welch' Euch befreit Und lässet selig werden. 6. Es läst die Wunderschöne Braut Sich hören auf den Wegen, Sie tritt hervor und schreiet laut: Da komt nun Eüer Segen, Macht auf die Tühr', Itz geht herfür Der Geist mit Pracht und Ehren, Der wil in Euch Sein herrlichs Reich Erbauen und vermehren. 7. Seht, hier ist lauter Trost und Licht, Seht, hier sind Gnadenzeichen: Hie darf kein Christ Sich fürchten nicht, Hie muß der Satan weichen. Des Höchsten Mund Macht Einen Bund Mit Jüden und mit Heiden. Trotz Jederman! Nun nichts uns kan Von Gottes Libe scheiden. 8. O grosser Tag, O güldner Tag, Desgleichen nie gesehen! O Tag, davon man sagen mag, Das Wunder sind geschehen Im Himmelreich Als auch zugleich Hierunten auf der Erden. Gott fähret auf, Des Geistes Lauf Muß uns hie nieden werden. 9. Der Jünger Zungen gleichen Sich Den Schallenden Posaunen, Ihr Haubthahr brennet wunderlich, Das Volk wil schier erstaunen. Es bricht heraus In Ihrem Hauß' Ein Wohrt von grossen Thaten. O Welch Ein Glantz, Der Himlisch gantz Ist auf diß Volk gerahten! 10. Es lassen Sich Luft, Feür und Wind Vol wunders sehn und hören, Welch', ob sie wol nicht einig sind, Hie Niemand doch verseeren. Des Windes Kraft Hat nur geschaft, Daß Sich die Schwache stärken: Wer Ihn nur hat, Kan Trost und Raht In allem Trübsahl merken. 11. O süsser Tag! Nun wird der Geist Vom Himmel ausgegossen, Der Geist, der uns der Welt entreist Und uns als Reichsgenossen, Der Sterbligkeit So gahr befreit, Zu Jesu lässet kommen. Ach würd' Ich bald Auch dergestalt An disen Ohrt genommen! 12. O guhter Geist, regire doch Mein Hertz, daß Ich dich libe, Daß Meine Seel' im Sünden Joch' Hinfohrt Sich nimmer übe. Herr, laß Mich bald Des Feürs Gewalt, Das himlisch heist, empfinden Und alle Noht, Ja Selbst den Tod Durch solches überwinden.