Die Vierte Andacht An die Seiten seines Allerliebsten Herren Jesu. 1. Ist dieser nicht deß höchsten Sohn, Der Sünder Heil und Gnadentrohn, Dem man in seiner grossen quahl Die Rieben zehlet allzumahl Ans Kreützespfahl? 2. Ach ia, es ist mein Jesulein, Dem schau Ich in die Seit' hinein, In welcher lauter Honig klebt, Daß allem Trübsahl wiederstrebt, Daß ümm' uns schwebt. 3. Gegrüsset seist du, schönste quell', In dir erscheinet trefflich hell Der Liebe Macht, die rohte Fluht, Deß Lebens Brunn, ein edles Bluht, Mein höchstes Guht. 4. Ich nahe Mich in furcht zu dir, Du Gottes Lam, verzeih' es Mir: Ich komm' allein zu sehen an Die wunde, welch' uns heilen kan, Da Bluht auß rann. 5. O wehrter Riss, O süsser Fluss! Nim hin von Mir den Glaubenskuss, Eröffne Mir dadurch den Mund Und lass Mich werden bald gesund Biß auff den Grund. 6. Wie heilsahm ist doch deine krafft! Wie trefflich ist dein' Eigenschafft! Du riechest edler als der Wein, Kein Gifft kan vor dir Sicher sein: Du machst uns Rein. 7. Du bist der rechte Lebenstrank, Du heilest Mich, wen Ich bin krank: Viel süsser Labsahl gibst du Mir, Wen Mich, Herr, dürstet für und für Allein nach Dir. 8. Eröffne dich, du seiten loch, Daß Ich dein Hertz begreiffe doch. Ach Jesu, kan eß nicht gescheen, Daß Ich mag in die Höhle gehn, Dein Hertz zu sehn? 9. HERR, meine Lippen schliessen sich, Dein Hertz zu küssen säuberlich: Ich dringe mit Gewalt hinein, Ich wil in deineß Hertzen Schrein Verschlossen sein. 10. O süsser Schmack, O Himmels brod! Auß Liebe wünsch' Ich Mir den Tod: Wer dich geschmekt, du heil der welt, Der hat sich selbst schon hingestelt Inß Himmelß zelt. 11. In dieser Höhle sol kein Schmertz Betrüben mein zerschlagneß Hertz: Hie fürcht' Ich nicht der Höllen gluht, Deß höchsten Grim, der Sünden fluht, Deß Kreützes Ruht. 12. O Jesu, schliess' itz meine Seel' In diese deiner Seiten höl' Und lass Mich, frei von allem streitt', Erheben dich nach dieser zeit In Ewigkeit.