Ernstliches Gebet zu Gott Umb Besserung des gantzen Lebens, Daß wir die schädliche Laster mügen fliehen und allen Christlichen Tugenden mit unserm eussersten Fleisse nachjagen. 1. Ach höchster Gott, verleyhe mir, Daß ich nur dich begehre Vnd daß ich Christlich für uff für Durch dich mich neu gebäre, Daß ich, dein Kind, Dich such uff find In allem Creutz uff Leiden, Damit noch Todt Noch Hellennoth Mich nimmer von dir scheiden. 2. Gib meinem Hertzen wahre Reu' Und Thränen meinen Augen, Daß ich hinfort das Böse scheu' Und meine Wercke taugen. Hilff, daß ich sey Ohn' Heucheley Ein Schutz und Trost der Armen, Auch jeder Zeit Voll Freundligkeit Mich jhrer mög' erbarmen. 3. Lesch' aus in mir des Fleisches Lust, Daß ich in deiner Liebe, Nicht in der Welt, empfinde Rust Und stets also mich übe Nach deinem Wort' An allem Orth' In tugendlichen Dingen: So wird mein Geist Sich allermeist Zu dir, Herr Jesu, schwingen. 4. Treib' aus von mir den stoltzen Sinn, Laß mich in Demuht leben. Rach, Neid und Zorn nimb von mir hin, So kan ich bald vergeben, Wenn schon durch List Mein Neben-Christ Ins Elend mich getrieben; Weis ich doch wol, Daß man auch sol Die ärgsten Feinde lieben. 5. Gib mir auch diese dreyerley: Erst einen festen Glauben, Bey welchem rechte Treue sey, Die nimmer steh' auff Schrauben, Daß ich mich üb' In wahrer Lieb' Und hoff' auff deine Güte, Die mich, O Gott, Für Schand' und Spott' Auch biß ins Grab behüte. 6. Nach vielem Reichthumb, Gut und Geld', Herr, laß mich ja nicht trachten. Gib, daß ich allen Pracht der Welt Mög' jnniglich verachten, Auch nimmermehr Nach hoher Ehr Und grossen Namen strebe, Besondern nur Nach rechter Schnur Der wahren Christen lebe. 7. Für Schmeichlen, List und Heucheley Bewahre mir die Sinnen Und laß mich ja durch Gleißnerey Den Nechsten nicht gewinnen. Laß Ja und Nein Mein' Antwort seyn, Darnach man sich zu richten; Denn dieses kan Bey jedermann Die Sachen leichtlich schlichten. 8. Herr, säubre doch von Eitelkeit Mein sündliches Gemüte, Daß ich in dieser kurtzen Zeit Für schnöder Lust mich hüte. Des Hertzen Grund Sey, wie der Mund, Dem Nechsten nie zu Schaden, So werd' ich nicht, Wie sonst geschicht, Mit Schmähen überladen. 9. Gib, daß ich ja den Müssigang Sampt aller Trägheit hasse, Dagegen, Herr, mein lebenlang Mein' Arbeit so verfasse, Daß ich zur Noth Mein täglich Brodt Mit Ehren mög' erwerben Vnd, wenn ich sol. Fein sanfft und wol In dir, Herr Jesu, sterben. 10. Ach gib mir deinen guten Geist, Daß ich die Laster fliehe Und nur umb das, was Christlich heist, Von Hertzen mich bemühe. So kan kein Leid In dieser Zeit Aus deiner Hand mich treiben, Besondern ich Werd' ewiglich Bey dir, Herr Jesu, bleiben.