An das adriatische Meer Trieft im Brachmond 1786. Adria, deren elastischem blauen Busen manch blühendes Eyland entspriesst, Holde schilfhaarichte Tochter des grauen Oceans, sey mir, o Göttinn, gegrüsst! Ehrfurchtsvoll nah' ich der heiligen Urne, Deren vielfärbiger zackichter Rand, Ringsum mit Städten gekrönt, die azurne Ebene deines Gebietes umspannt. Schön bist du, Nymphe, wenn Zephyr die Falten Deines smaragdenen Mantels durchpflügt, Und in den flimmernden silberbestrahlten Furchen die blitzende Sonne sich wiegt. Lieblich ist's, wenn dein Gewässer, sich schaukelnd, Sachte den Rand des Gestades benagt, Oder, in schäkerndem Wirbeltanz gaukelnd, Hastig ein Wellchen das andere jagt. Sey mir, o Wogenbeherrscherinn, gnädig! Schütze die schüchterne Barke, die bald Fern nach dem flutenentstiegnen Venedig Hin mit mir gleitet, vor Äols Gewalt! Schirme mich friedlichen Zögling der Musen, Wenn sich, von tobenden Stürmen durchbrüllt, Abgrunderöffnend dein gährender Busen Plötzlich bald senket, bald felsenhoch schwillt! Schütze das Schiff, wenn mit schrecklichem Dräuen Eurus das knasternde Segel durchpfeift, Und mit zerstörendem Grimme den scheuen Mast ein unbändiger Windstoss ergreift! Dankbar gelob' ich, alsdann dir, o traute Göttinn, ein festliches Loblied zu weihn: Lauschend vernehm' es in Osten der laute, Ister, in Westen der wallende Rhein!