Der Barde und der Minnesänger Wien im April. 1776. Ihr Götter, helft! ein Waldgott, dünket mich, Und Don Quixot' aus Mancha raufen sich. Welch eine Scene! Lasst uns näher gehn! ... Ey! hab' ich je was Tolleres gesehn, So strafe Venus mich mit einem Kuss Von Chloens welken Lippen! Bergelfuss, Der Barde, balgt mit Niethard Effterkrum, Dem Minnesänger, sich auf's Blut herum. Ein alter Kranz von Eichenblättern laubt Sich bardenhaft um Bergelfussens Haupt: Sein schnurrend Instrument, die Harfe, hängt Ihm auf dem Rücken: seinen Leib umfängt Ein Bärenfell. Den süssen Niethard schmückt Ein Panzer, dessen Glanz das Aug' entzückt: Der bunte Schild, den seine Linke führt, Ist minniglich mit Hulda's Bild geziert, Für die er lebt und webt. »O edles Paar! »Was soll der Zwist? verschonet euer Haar Und eure Fäuste!« »Kühner Fremdling! Wir Entscheiden nach den Dichterrechten hier Den Werth und Vorrang unsrer Lieder. Doch Du kömmst uns, wie gerufen: weile noch! Du sollst der Schiedsmann seyn.« Sie setzten ganz Vertraulich nun, der Barde seinen Kranz, Und seinen Schild der werthe Rittersmann, Zum Wettpreis auf, und Bergelfuss begann: Auf! reichet mir die Leichenruthe Und Odins Schlachthemd von der Wand! Mich lüstet's, ha! nach Armyrs Blute. Den Tyr den Schiffweg hergesandt. Hulda! dir nur bin ich pflichtig, Keinem Fräulein sonder dir; Wank und Trug verschwör' ich: züchtig Traun! ist meine Kussbegier. Kommt, Klingenröther, Flammenschwinger, Zu Gonduls Hagel lad' ich euch: Kommt, schickt den feigen Methverschlinger Hinab nach Hela's Schlangenreich! Deine preislichzarten Hände Und dein Mündlein sind fast schön: Wonnespenderinn! ohn' Ende Wollt' ich dir in's Äuglein sehn. Da soll in Naftronds Mördertiefen, Wo Lok, der Göttertäuscher, heult, Ihm Drachengift in's Antlitz triefen, Bis Skoll einst Imers Licht ereilt. Hey! wie wär's mir so behäglich, Bötst du mir den Minnekuss! Und wie ächzt mein Sang so kläglich, Weil ich soldlos minnen muss! »Genug, beym Herkules! genug für jetzt, Sonst berst' ich vor Entzücken. So ergetzt Mich oft das, Säuseln eines Sturmwinds nicht, Als, Bergelfuss, dein göttliches Gedicht. Wie wenn Megärens Schoosshund, Cerberus, Den Husten hat (des weiten Erebus Entfernteste Gewölbe schütteln sich, Wenn er sich räuspert) so erschüttert mich Ein jeder Ton von dir. Und Niethards Lied Fliesst lieblich fort, wie man ein Bächlein sieht Gar sanftiglich durch Wüsteneyen hin Sich schleichen ... Allerliebst! Verzeiht, ich bin Nicht kühn genug, den Urtheilsspruch zu thun. Gehabt euch wohl, und lasst die Fäuste ruhn!«