Sagen von der Harburg. (Zum Theil in Wernigeröder Mundart.) 129. Die Sage von der Harburg, wie sie am bekanntesten geworden ist, theilen wir zunächst in einem Gedichte, das der Handschuhmacher Braun, der Sohn des alten Burgwarts auf der Harburg, in Wernigeröder Mundart uns übergeben hat und das jedenfalls ein mundartliches Interesse hat, mit: Vor veelen langen leiben Jahr' Op dissen Barg en Schloß 'mal war; Dat war gewiß recht feste buet, Noch jetzt kuckt enne Muere rut; Dei sieht doch werklich ut wie niet, Als wärr' se buet in jetz'ger Tiet. Wohnt soll'n hemm'n in dissen Schloß En Graf mit Frue un Kindern bloß; En paar Bedienten an der Tahl, Dat war et ganze Personal. An Wohnungen daht et oben Noth, Dei Platz da oben war nich grot. Da 'mal et Abends vor't Schlosses Dohr Schlaug de Gräfin ehren Manne vor: Wie, op dat woll nich ginge aan, Dat 't Schloß wu andersch könne schtaen; Se meinte da, wu jetz'ger Tiet Man unse Schloß noch schtaen sieht. Un all dei Wünsche, dei se harr, Dei bracht' se da den Grafen vor; Hei hör' se an, drop schprak hei denn: Dei Wünsche hei ook siene nenn'. Doch woll'n se seck dat öwerschlaen Un lieber man erscht schlapen gaen. Un wie se denn sau oppeschtaen Von ehren Sitz, da kam heran Ein graues Männ'ken, un dat säh: Hei härr' den Wunsch sau in der Näh Midd' annehört, dat wärr' nich gut, Dat sei woll'n ut den Schlosse rut. Sau wärr'n de Minschen op de Welt, Nie wärren se tefröen schtellt! Drop war hei weg, verschteinert saen Dei beiden seck enander aan. Se gingen fort, int Schloß h'rin, Dat Wort kam nich ut ehren Sinn. Drop war noch in deiselben Nacht Dat Schloß op jennen Barg ebracht. Dei Geist säh tweimal: Rutsche fort! Drop schtund 't Morgens an den Ort, Wu jetzt man unse Schloß noch sieht. Dat is de Sage ut older Tiet.