6. Acqua Paolina Kein Quell, wie viel auch immer das schöne Rom Flutspendend ausgießt, ob ein Triton es sprützt, Ob sanft es perlt aus Marmorbecken, Oder gigantischen, alten Schalen: Kein Quell, so weit einst herrschte der Sohn des Mars, Sei dir vergleichbar, auf dem Janiculum Mit deinen fünf stromreichen Armen Zwischen granitene Säulen plätschernd. Dort winkt mir Einsamkeit, die geliebte Braut, Von dort beschaut, vielfältig ergötzt, der Blick Das Rom des Knechts der Knechte Gottes Neben dem Rom der Triumphatoren. Kühn ragt, ein halbentblätterter Mauerkranz, Das Kolosseum; aber auch dir, wie steigt Der Trotz der Ewigkeit in jedem Pfeiler empor, o Palast Farnese! Wo sonst des finsterlockigen Donnergotts Siegreicher Aar ausbreitete scharfe Klaun, Da hob sich manch Jahrhundert über Giebel und Zinne das Kreuz und herrschte. Bis jüngst, der Schicksalslaune gewaltig Spiel, Ein zweiter Cäsar lenkte den Gang der Welt, Der pflanzte sein dreifarbig Banner Neben den schönen Koloß des Phidias; Ein Sohn der Freiheit; aber uneingedenk Des edlen Ursprungs, einem Geschlechte sich Aufopfernd, das ihn wankelmütig Heute vergötterte, morgen preisgab. O hätte dein weitschallendes Kaiserwort Dem Volk Europas, was es erfleht, geschenkt, Wohl wärst du seines Lieds Harmodius, Seines Gesanges Aristogiton! Nun ist verpönt dein Name, Musik erhöht Ihn nicht auf Wohllautsfittigen; nur sobald Dein Grab ein Schiff umsegelt, singen Müde Matrosen von dir ein Chorlied. Und Rom? Es fiel nochmaliger Nacht anheim, Doch schweigt's, und lautlos neben der herrschenden, Sechsrossig aufgezäumten Hoffart Schleicht der Beherrschten unsäglich Elend. Nicht mehr das Schwert handhaben und nicht den Pflug Quiriten jetzt, kaum pflegt die entwöhnte Hand Den süßen Weinstock, wurzelschlagend Über dem Schutte der alten Tugend. Im Flammenblick nur, oder im edlen Bau Des schönen, freiheitlügenden Angesichts Zeigt Rom sich noch, am Scheideweg noch, Aber es folgte dem Wink der Wollust!