Der Affe am Hofe Ein Affe machte so viel Streiche So manche feine Schelmerey, Daß in dem ganzen Königreiche Sein Ruhm erscholl und selbst der Leu, Ein Freund der Künste, zween Emiren Befahl, ihn auf die Burg zu führen. Der Großherr wollte fast zerplatzen, Als unser Gauckler vor ihn trat; Durch tausend Schwänke, tausend Fratzen Erhielt er gleich den Rang als Rath; Und bald hernach durch Brief und Siegel Den Titel: Ritter Eulenspiegel. Im Anfang trafen seine Possen Den Schöps, den Esel und das Rind, Ein Kleeblatt, dem des Spötters Glossen Von Alters her gewidmet sind. Allein sie schwiegen, oder machten Gar Choro mit, wenn andre lachten. Der Beyfall, der ihn warnen sollte, Des Königs Gunst, berauschten ihn, Indem er mehr noch glänzen wollte Vergaß sich unser Harlekin, Und übte seine Neckereyen Am Tiger, Wolf und andern Beyen. Nach einer Zeit von sieben Tagen War Meister Affe so beherzt, Sich an den Leuen selbst zu wagen, Und nun war seine Gunst verscherzt. Die Majestät, anstatt zu lachen, Befahl ihm den Proceß zu machen. Bey Niedern, die dem Spotte weichen, Ist er verblümte Tyranney: Bey denen, die an Stand sich gleichen, Ist er ein Quell der Zänkerey: Bey Großen ist er ein Verbrechen, Das sie mit ihren Blitzen rächen.