Der Adler und der Papagey Ein naseweiser Papagey Aus unsern aufgeklärten Zeiten, Da stolzer Wahn und Spötterey Pygmäisch das Verdienst bestreiten, Sah einen Adler, den sein Flug Aus dem Revier der Sonne trug, Auf einem Baum sich niederlassen, Und kriegte Lust mit ihm zu spassen. Er flattert auf den Weisen zu, Der die gesenkte Stirne kühlte Und in dem Heiligthum der Ruh Die Wonne seines Daseyns fühlte. »Herr Vetter, sprach der Papagey, Mich dünkt die Zeiten sind vorbey, Da man dich als Monarch verehrte; Die Zeiten, da des Dichters Witz Dich mit dem schreckenvollen Blitz Des wilden Donnergotts bewehrte; Und gleichwohl bist du schlau genug, Noch itzt den Pöbel zu bethören Und lenkest deinen stolzen Flug Nach mystischen erhabnen Sphären, Als wär es, wie der Gimpel glaubt Nur deiner Majestät erlaubt Auf des Olymps lazurnen Hügeln Sich in dem Quell des Lichts zu spiegeln.« Der lose Vogel schweigt und lacht, So wie es jeder Spötter macht, Wenn sein bescheidner Gegner gähnet. »Dem Adler ist es einerley, Sprach jener, was ein Papagey Und was ein Gimpel von ihm wähnet. Sein Wesen sagt ihm was er ist; Der kühne Geist, der ihn belebet, Das Auge, das die Sonne grüßt, Sobald es nur die Wimper hebet, Der ehrne Fittich, den er trägt, Der kaum bekielt die Hüfte schlägt, Um aus dem Nest sich aufzuraffen, Verkündigt ihm das stolze Glück, Er sey vom gütigen Geschick Zum Bürger des Olymps erschaffen.«