Zilia In Pegu, (freylich ist es Schade, Daß uns in der Banisiade Herr Ziegler nichts davon vertraut,) Wählt sich der Kaiser seine Braut Von Altersher nach dem Geruche. Am Tag der feyerlichen Wahl Beruft sein oberster Eunuche Der schönsten Mädchen goldne Zahl In seinen großen Opernsaal, Dann stimmt ein Chor von Sängerinnen Ein halbes hundert Walzer an: Die Mädchen tanzen wie von Sinnen, Bis keine sich mehr regen kann Und ihr Gewand vom Schweiße thauet. Nun führt man, um sich auszuziehn, Die ganze Schaar vor ein Kamin Von Jaspis: der Monarch beschauet Ihr Linnen steif am Kerzenlicht, Und welcher Hemd am besten riecht, Die wird so fort ihm angetrauet. Einst ließ der Kaiser diesen Ball Beym Lärm der Pauken und Karthaunen Durch seinen Oberhofmarschall Auf allen Märkten ausposaunen; Da kriegte Fräulein Zilia, (Ein Dirnchen, seit der Helena Und Lais glich ihr nichts auf Erden, Es wäre denn Musarion,) Auch Lust, Frau Kaiserin zu werden. Doch wie trägt sie den Preis davon? Mirakel sind für Verfifexe Und für Koketten, wie man weiß, Nur Kleinigkeiten. Eine Hexe Verschafft auf immer ihrem Schweiß Blos durch ein Prieschen ihrer Dose Den Balsamhauch der frischen Rose, Und kurz ihr Hemd erhielt den Preis. Der Kaiser wühlt mit geiler Nase Im süßen Duft, und wie ein Hase Hüpft er mit ihr der Kammer zu. Von nun an führte man am Hofe, Von der Vezierin bis zur Zofe, Vom Kanzler bis zum Talipu, Auf Büchsen, Bändern, Roben, Hosen, Kalendern, Fächern, nichts als Rosen. Im Tempel, in der Opera, Und selber auf der Wachtparade Roch man nur Wasser und Pomade Und Puder a la Zilia. Doch in der Welt ist alles eitel: So schrieb schon König Salomo; Des Kaisers Wonnerausch entfloh. Er kratzte sich den platten Scheitel Und schwur, der eckle Rosenduft Verpeste seines Harems Luft. Die Favoritin ward verstoßen Und Magd der neuen Sultanin. Einst lag sie traurig hingegossen In einer Laube von Jesmin; Da sah sie plötzlich Karabossen, Die alte gute Zauberin, Am ehrnen Gartengitter stehen; Sie wagt es zu ihr hinzugehen, Und klagt ihr weinend ihre Noth. Getrost, mein Kind! versetzt die Elfe, Ich schwöre bey dem blassen Tod, Daß ich aus deinem Kreuz dir helfe; Nimm hin; Sie gab ihr einen Topf Von schwarzem Thon: Laß beym Frisieren Mit dieser Salbe dir den Kopf Vor Sonnenaufgang balsamieren Und – hier verschwand das Mütterlein. Noch bleichte Lunens letzter Schein Das kahle Haupt der braunen Berge, So ließ die wache Zilia Sich schon von ihrem treuen Zwerge Den Topf mit magischem Latwerge, Sonst heißt es Assa fötida, In ihre blonden Locken reiben; Allein sie konnte vor Gestank Nicht am entweihten Putztisch bleiben. Sie flieht am Kopf und Herzen krank, Um eine reinre Luft zu trinken, Zur Gartenlaube von Jesmin, Auf der Aurorens Thränen blinken, Hier fluchte sie der Zauberin Und rief, von Harm und innerm Grimme Entgeistert, mit erloschner Stimme Dem Tod. An seiner Statt erschien Der Kaiser, den auf seiner Matte Bis in die späte Mitternacht Der Schnupfen hart geplaget hatte: Kaum war er niesend aufgewacht, So wünscht er Rosenduft zu riechen, Gespornt von Amors Zaubermacht, War er der Nymphe nachgeschlichen. Itzt sprang er aus dem Busch hervor Küßt schmachtend ihre heißen Backen, Beschniffelt ihren Marmornacken Und stammelt: war ich nicht ein Thor, So seltne Reitze zu verschmähen? Ich lobe mir den Rosenduft! Der Höfling trippelt auf den Zehen Der Laube zu, bleibt schalkhaft stehen, Und mancher hochgeborne Schuft, Ja selbst des Kaisers alte Base Rief hustend mit verhaltner Nase: Ich lobe mir den Rosenduft!