Das Chamäleon Zween Wanderer mit Kennersmienen, Sie waren aus Burgund und Kent, Begegneten im Orient Sich bey Palmiras Prachtruinen. Sie saßen matt vom langen Gehn In einer Ceder breiten Schatten, Und sagten sich, was sie gesehn, Vielleicht auch nicht gesehen hatten. Besonders sprach der Frankensohn Viel von bestandnen Abentheuern, Von groß und kleinen Ungeheuern Und endlich vom Chamäleon. Es ist ein drollichtes Gemische Von Fisch und Eidex; dieser gleicht Sein Kopf und Schwanz, der Leib dem Fische, Und gleichwohl schwimmt es nicht. – Es kreucht Im zögernden Galopp der Schnecke, Und seine Haut ist himmelblau. – Halt, Freund, dein Bild ist nicht genau; Ich fands in einer Myrtenhecke, Rief Master John, und es war grün. – Pardon! ich sahs mit eignen Augen Den Hauch des Zephyrs in sich saugen, Von dem es lebt, und wette kühn, Blau war es, gleich dem Baldachin Des Himmels, unter dem es speiste. – God damn! Auch ich nahm, wenn ich reiste, Die Augen mit: das Thier war grün ... Blau! ... Grün! ... Du lügst! ... Ein Bärenhäuter Sagt das. Itzt hätten sich die Streiter Mit Knütteln kreutzlahm demonstriert, Hätt ihr Geschrey nicht einen dritten, Ein braunes Mönchlein hergeführt. Ihr Herrn, worüber wird gestritten? »Freund, über das Chamäleon, Könnt ihr uns seine Farbe sagen?« Ja wohl, sprach Vater Simeon, Ihr braucht euch darum nicht zu schlagen. »Der Narr behauptet es sey grün; Ich sage blau.« Wo denkt Ihr hin? Laßt eines bessern euch belehren; Braun ist es, braun, das kann ich schwören; Erst gestern hab ich eins gekauft Und durch mein Glas genau besehen. Die Kempen wollten spottend gehen. Wenn ihrs nicht sehen wollt, so lauft; Ich hab es hier zum größten Glücke In meinem Schweißtuch, sprach der Greis. »Weist her!« Er zog es aus der Ficke. Und siehe da, das Thier war weiß.