Einhundert neun und zwanzigstes Sonett. Amor, du kennst mein Denken all' und Hoffen Und schweren Weg, der nur mit dir zu gehen; O möchtest du in Herzensgrund mir sehen, So tief verhüllt den Andern, dir nur offen! Du weißt all', was, dir folgend, mich betroffen, Und klimmst doch schnell voran von Höh' zu Höhen Täglich, und lässest unbemerkt mich stehen, Der ich so matt durch steilen Pfad und schroffen. Wohl seh' ich fern des süßen Lichtes Hehre, Wohin du spornst und treibst auf rauhen Wegen; Doch deiner Federn ich zum Flug' entbehre. Froh will ich seyn bey aller Sehnsucht Regen, Wenn ich nur sehnend mich gemach verzehre, Und Seufzer auch hinfort für sie darf hegen.