Entgegnung 1. Bange nicht vor künft'gen Tagen, Vor der Liebe Unbestand! Herzen, die wie unsre schlagen Eint ein unzerreißbar Band! Geister, die wie unsre streben Zu der Wahrheit Sonnenbahn, Sind dem wechselvollen Leben Nun und nimmer unterthan. Hat uns denn ein Bund vereinet, Wie ihn jeder Tag gebiert, Wo geküßt, gelacht, geweinet, Endlich auch geschieden wird? Unsre Liebe ist Erkennen, Streben nach dem gleichen Ziel! Was kann solche Liebe trennen, Unerreicht vom Schicksalsspiel? Tausend Lichtgedanken ranken Sich um uns und halten fest, Ohne Weichen, ohne Wanken, Dich an meine Brust gepreßt. Einen engen Pfad bestrahlen Gleiche Sterne dir, wie mir, – Könnt' ich auf dem rauhen, schmalen, Jemals trennen mich von dir? Möglich, daß in künft'gen Zeiten Andrem Glück dein Wunsch noch winkt, Und den Born der Seligkeiten Einst von fremden Lippen trinkt. Möglich, daß in neuer Regung Einst auch meine Seele schwillt Und in stürmischer Bewegung Hin sich neigt zu fremdem Bild: Doch den Geistesbund zu brechen, Der sich leuchtend um uns flicht, Und dich von mir loszusprechen, – Das, mein Lieb, vermagst du nicht! Doch dein Lieben zu vergessen Einst bei andrer Augen Schein, Glaube mir, ich werde dessen Nun und nimmer fähig sein. Drum, ob sich auch unsre Seelen Einst auch beugen neuem Joch, Wird uns Freundschaft stets vermählen, Und der Bund bleibt ewig doch!