Geisterspuk Woher das räthselhafte Grauen, Das nächtig meine Seele trübt? Muß ich die Seele dessen schauen, Den ich so tief, so heiß geliebt! Es ist nicht Schmerz, daß nun zerrissen Das festgeschlungne Seelenband, Und daß ich muß im Dunkel missen Die liebgewohnte Führerhand! Noch ist's das ungestüme Sehnen Der mitleidslos verlassnen Braut, Die unter Strömen heißer Thränen Zurück auf schön're Tage schaut. Die holden Täuschungen beschränken Mir nicht mehr den erloschnen Blick; Mit kaltem Lächeln kann ich denken An früh're Zeiten und ihr Glück. Und dieses ist's, was trüb und traurig Durch meine tiefste Seele geht, Und wie ein Hauch des Todes schaurig Um meine bleiche Stirne weht: Daß dieser Blick, der einst entzündet In mir dämonisch wilde Lust, Nun nichts als todte Asche findet In meiner ausgebrannten Brust; Daß die melodisch süße Rede, Der einst ich lauschte wonnerschreckt, In meiner Seele Wüstenöde Kein freudig Echo mehr erweckt; Daß ich dieß Bild, deß Schönheitsprangen Mich einst durchflammt mit trunknem Wahn, Nun ohne Wunsch, ohne Verlangen, Mit eis'gem Ernst betrachten kann. Daß wie ein leiser Klang der Leier Schwand, was unsterblich ich geglaubt, Das wirft den dunkeln Nonnenschleier Auf mein dem Schmerz verfallnes Haupt! O welche Macht der Erde schriebe In's Herz mir noch den sel'gen Schwur, Seit ich die Sterblichkeit der Liebe Vernichtet an mir selbst erfuhr! Ich fühl' es: zwischen mich und Jeden, Den heiß die Sehnsucht zu mir reißt, Drängt sich mit höhnisch bittern Reden Der abgeschiednen Liebe Geist.