Die naturalistische Schule Zum Spiegel einer Spanne Zeit Wollt ihr die heil'ge Kunst erniedern? Nichts als die bare Wirklichkeit Soll sie euch schildern und zergliedern? Dünkt euch die Wirklichkeit so viel? So würdig aller höchsten Ehren Des blinden Zufalls flüchtig Spiel, Gebund'ner Kräfte trübes Gären? Ein Wirrsal ist sie, in der Macht Des Widerspruchs, der sie durchwütet! Ein Chaos, über dem die Nacht Der dumpfen Unbewußtheit brütet! Soll diesem Chaos, wüst und fahl, Sich eine blüh'nde Welt entringen, So muß mit schöpferischem Strahl Die Poesie es erst durchdringen. Denn sie nur weiß das Lösungswort Verworr'ner Rätsel aufzufinden, Das Stückwerk hie, das Stückwerk dort Zu einem Ganzen zu verbinden. Denn ihr nur ward der Seherblick, Der Wesenheit vom Scheine trennet, Und in dem einzelnen Geschick Ein allgemein Gesetz erkennet. Wollt ihr von ihrem Sternenlauf Nicht froh vertrau'nd euch leiten lassen, Dann, teure Freunde! gebt es auf Der Welt Mysterien zu fassen. Dann bleibt auch künftig wie zuvor Am Truge der Erscheinung kleben! Zur Wahrheit führt nur sie empor, Sie, die der Weg, das Licht, das Leben!