Dem jungen Freunde In deinen Tempel soll ich treten, Zu deinen Göttern gläubig beten, Was jemals mein Gemüth durbebt, Soll ich mit muth'ger Hand verwischen, Dann, meinst du, werde mich erfrischen Der Frieden, welcher dich umschwebt. Gewiß! gewiß! wie freudig würde Ich dann ertragen jede Bürde, Wie froh begrüßen jeden Tag, Wie schiene mir dann Leid und Grämen Nichts als ein wesenloser Schemen – – Nur Schade, daß ichs nicht vermag. Ob wir mit Recht uns Freunde nennen, Doch wird den Geist vom Geiste trennen Noch lange eine dunkle Kluft: Du stehst in deiner Jugend Blüthe Und ahnend streift durch mein Gemüth Des nahen Herbstes rauhe Luft. Vielleicht, daß wir dereinst uns gleichen, Wenn deine Wangen still entbleichen, Wenn sich dein Blick entmuthigt senkt! Was lebt, dem Alter reift's entgegen, Und einer zweiten Jugend Segen Wir keinem Irdischen geschenkt.